Soccer


von Sokrates
12.01.2004

Das NES steckte praktisch noch in Kinderschuhen, als sich Big N bereits dem populärsten Volkssport widmete und der NES-Spielergemeinde das erste Fußballspiel zur Verfügung stellte. Aufgrund des mittlerweile beachtlichen Alters von "Soccer" darf man natürlich keine gewaltige Erwartungen an die technische Umsetzung haben, was unweigerlich zu einer Enttäuschung führen könnte. Wir sollten aber nicht vorgreifen, sondern die Sache Punkt für Punkt durchgehen.

Gleich von Anfang an wird dem Spieler klar aufgezeigt, dass die Auswahlmöglichkeiten an Spielmodi stark begrenzt sind. Bei der Begrüßung auf dem Titelbildschirm kann der geneigte Spieler seine Wahl zwischen einem oder zwei menschlichen Protagonisten treffen und wird darauf schnurstracks zum nächsten Menü weitergeleitet, wo drei weitere spielbeeinflussende Faktoren festgelegt werden müssen. Selbstredend muss man sich erst mal für seine Mannschaft entscheiden und hat dabei die Qual der Wahl zwischen sieben Nationalmannschaften von (teilweise) führenden Fußballnationen. Wenn man sich alleine an das Spiel ranwagt, darf man leider die gegnerische Mannschaft nicht selber auswählen, sondern wird automatisch einem namenlosen Kontrahenten mit rosa Trikots gegenüber gestellt. Zudem wollen noch der Schwierigkeitsgrad (1-5) und die Spieldauer (15-45 Minuten pro Halbzeit) festgelegt werden, womit das eigentliche Geschehen auch sofort beginnen kann.

Beide Mannschaften verfügen lediglich über fünf Feldspieler, was der Übersicht zugute kommt, zumal auch die ganze Spielfeldbreite (nicht die Länge) ständig auf dem Bildschirm zu sehen ist. Die Fähigkeiten des aktiven Spielers beschränken sich auf offensive Aktivitäten, also Pässe und Schüsse, er ist aber nicht in der Lage, mittels Tackling und/oder Rempeleien dem Gegenspieler den Ball von den Füßen wegzuschnappen. Einfaches Vorbeilaufen genügt eigentlich schon. Das Angriffsspiel ist leider auch nicht sehr attraktiv gelungen, da die Pässe einfach nicht präzise genug gespielt werden können und die Mitspieler meist nur unmotiviert in der Gegend rumstehen. Die einzige effektive Taktik lautet: Geradeaus durch die gegnerische Verteidigung durchmarschieren und ein Tor schießen! Der idiotische Torhüter bemüht sich nach Kräften, dem Leder sauber auszuweichen. Wenn man diese anspruchsvolle Taktik mal raus hat, werden wirklich die unglaublichsten Ergebnisse erzielt! Lediglich auf der höchsten Schwierigkeitsstufe wird so etwas wie eine anspruchsvollere Herausforderung aufgebaut, wo auch mal Gefahr für das eigene Tor bestehen kann.

Die überaus schlichte Grafik und Sounduntermalung sind eigentlich nicht so tragisch, sondern versprühen für Nostalgiker sogar eher noch einen ganz besonderen Charme, was auch für die heißen Halbzeit-Cheerleader gilt. ;) Das Geschehen läuft relativ flüssig und flimmerfrei ab und der Lärm der (nicht vorhandenen) Zuschauer macht durchaus Laune.

Das hohe Alter von "Soccer" entschuldigt zwar sicherlich einige Schwächen, allerdings bleibt da immer noch der stumpfsinnige Computer, die hackelige, unpräzise Steuerung und die fehlenden Spielmodi (nur Freundschaftsspiele werden angeboten), die dem Spaß auf längere Sicht nicht gerade zuträglich sind. Für alteingesessene NES-Fans sicher eine interessante Wahl, für alle anderen gibt es jedoch spannendere Alternativen.


Wertung


4/10

Kommentare



Sokrates
Zu zweit machte mir der Titel zwar noch eine Weile Spaß, aber alleine landete "Soccer" nach relativ kurzer Zeit beim Stapel der zwar vorhandenen, aber kaum noch gespielten Titeln. Schade eigentlich, die altertümliche Grafik gefällt mir wirklich gut und der Sound weckt immer wieder den Nostalgiker, der tief in meinem Innern schlummert. Aber irgendwie kann das Spiel als Ganzes nicht so richtig überzeugen.



Phil
Warum schleicht der gegnerische Torwart permanent um seinen Kasten herum und tut alles nur Erdenkliche, außer sich sich darum zu scheren, wenn ein Ball aufs Tor angeflogen kommt? Weshalb läuft prinzipiell jede der sieben verfügbaren Nationalmannschaften in Trikotfarben auf, die man nicht ansatzweise mit ihnen assoziiert? Wieso gibt es in der Halbzeit eine Cheerleadershow – hat hier jemand die Sportart mit American Football verwechselt? Und aus welchem hanebüchenen Grund muss man selbst im Zweispielermodus einen Skill-Level auswählen, wenn keine Einzige der Figuren durch den Computer gesteuert wird? Fragen über Fragen, die man sich stellen kann, während man Soccer spielt. Doch vielleicht tragen gerade diese merkwürdigen Details dazu bei, dass der Titel zumindest einen Platz im Kuriositätenkabinett für Fußballversoftungen verdient. Einen primitiveren Ableger dieser Sportart wird man auf dem NES wohl nicht finden. Zugute halten muss man Soccer allerdings, dass es im Vergleich zu manch anderem Spiel aus der frühen Sports-Serie zumindest nicht unspielbar ist (… oh ja, ich schiele auf dich, Volleyball…).


Seppatoni
Das Urgestein aller Fußballspiele auf Nintendo-Konsolen hat natürlich im Vergleich zu jüngeren Titeln wie Konami Hyper Soccer oder Kick Off keine Chance. Der Spielablauf ist unkontrolliert und sehr gemächlich, und auch die Auslegung von Regeln wie Abseits ist äußerst merkwürdig. Trotzdem ist das Spiel – nicht zuletzt dank des Nostalgie-Bonus - immer mal wieder 'ne Runde wert, vor allem mit einem menschlichen Gegenspieler.



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