Pirates!


von Seppatoni
06.01.2003

Wolltet ihr schon immer mal als Freibeuter in See stechen, euch die frische Meeresbrise um die Ohren wehen lassen und dabei ein paar Schätze entdecken? Dann seid ihr bei Pirates! genau richtig. Doch wenn ihr denkt, dass dies alles ist, was ein Leben als Seemann zu bieten hat, dann habt ihr euch getäuscht. Es steckt wesentlich mehr dahinter, als das kleine graue Modul vermuten lässt.

Zu Beginn werdet ihr vor die Wahl gestellt, über welche Nationalität ihr verfügen wollt. Ob Engländer, Holländer, Franzose oder Spanier - eure Entscheidung wirkt sich auf den Storyverlauf individuell aus. Zusätzlich dürft ihr euch noch eine besondere Fähigkeit aussuchen. So könnt ihr beispielsweise aufgrund besserer Navigationsfähigkeiten ein Schiff weitaus besser und flinker steuern, mit einer etwas robusteren Gesundheit aber verlängert sich euer Abenteuer in der Karibik um ein paar Jährchen. Die Entscheidung fällt einem nicht leicht. Die Wahl der Zeitperiode wirkt sich schließlich noch auf den Schwierigkeitsgrad des Spieles aus.

Mit einem kleinen Schiff und ein paar Mann Besatzung kann das große Abenteuer losgehen. Die Reise beginnt in einer Stadt eurer Nationalität. Im Verlaufe des Spiels werdet ihr noch auf zahlreiche andere, euch sogar feindlich gesinnte Ortschaften treffen. Es empfiehlt sich aber immer, dem örtlichen Gouverneur einen Besuch abzustatten. Neben wertvollen Infos, mit wem man Krieg führt oder eine Allianz hat, gibt es oftmals wichtige Aufträge oder gar Hinweise auf den verbleib eurer Familienmitglieder, welche entführt und zu Zwangsarbeit gezwungen wurden. Seid ihr dem Gouverneur gar sympathisch, so stellt er euch seiner Tochter vor. Je nach dem, wie sie euch gefällt, könnt ihr bei ihr anschmeicheln, oder gleich von Anfang an abblitzen lassen. Ebenfalls Pflicht ist ein Besuch in der örtlichen Kaserne, wo neben der Beschaffung aktueller Infos auch neue Seeleute angeheuert werden können. Ab und zu trefft ihr auch auf einen Fremden, welcher euch für ein paar Goldstücke eine Schatzkarte verkauft. Ein Besuch beim Händler kann ebenfalls nicht schaden. Neben Lebensmitteln können auch diverse Waffen wie Kanonen erstanden werden.

Das eigentliche Abenteuer spielt sich aber natürlich nicht in den Städten ab, sondern auf hoher See. Hier gilt es insbesondere den Wind zu berücksichtigen, von welchem eure Geschwindigkeit abhängt. Kreuz ihr mit einem anderen Schiff, welches anhanden der Landesflagge identifizieren werden kann, so könnt ihr entscheiden, wie ihr vorgehen wollt. Einerseits könnt ihr die neuesten Infos austauschen, einfach weitersegeln oder andererseits das Schiff angreifen. In diesem Falle kann mit Kanonen auf Distanz angegriffen werden, um einen möglichst großen Schaden anzurichten. Umso mehr Schaden ein Schiff erleidet, desto schwieriger ist es zu steuern. Es ist auch möglich, direkt das gegnerische Schiff anzusteuern und es zu entern, worauf es zu einem Duell der beiden Captains kommt. Wichtig ist auch, dass ihr genug Männer dabei habt, denn bei einer zahlenmäßigen Übermacht des Gegners wird's um einiges schwieriger. Habt ihr es geschafft die Widersacher in die Knie zu zwingen, so könnt ihr nun entweder die soeben erkämpften Schiffe in eure Flotte aufnehmen oder sie einfach plündern und versenken. Bereits stark beschädigte oder nicht mehr gebrauchte Schiffe können in den Städten bei den Händlern repariert, bzw. verkauft werden.

Es gibt zahlreiche Schiffe, die in den Gewässern der Karibik verkehren. Von kleinen, wendigen Schaluppen bis hin zu großen Handelsschiffen ist alles zu finden. Habt ihr viele Schiffe in der Flotte, so braucht ihr euch dementsprechend viel Personal, um die Fortbewegungsmittel zu unterhalten.

Ihr könnt aber nicht nur Schiffe angreifen, nein, es ist sogar möglich ganze Städte zu attackieren. Auch hier gilt es, erst mal aus der Entfernung mit Hilfe der Kanonen möglichst großen Schaden anzurichten und dabei den Geschossen der Forts auszuweichen. Habt ihr das Fort erreicht, so kommt es zum Kampf, wobei die Städte teilweise bis zu 300 Männer haben, während ihr mit vielleicht 50 auskommen müsst. Zwingt ihr jedoch den Befehlshaber im direkten Duell schnell in die Knie, so könnt ihr euch als Sieger feiern, und die Stadt plündern. Flieht sogar der Gouverneur, so könnt ihr bestimmen, an welche Nation die eroberte Stadt abgegeben wird. Es ist auch möglich, die Städte auf dem Landweg anzugreifen, was sich aber als sehr mühsam und schwierig entpuppt.

Unterstütz ihr ein bestimmtes Land im Krieg oder erfüllt bestimmte Aufgaben, so könnt ihr vom jeweiligen Gouverneur einen Titel verliehen bekommen. Dieser weiß auch oftmals über Personen bescheid, welche mehr Informationen über eure Familie haben. Trifft ihr auf diese Person und bezwingt sie in einem Duell, so bekommt ihr einen Viertel einer Karte, worauf der Aufenthaltsort des Familienmitgliedes gekennzeichnet ist. Um die Person zu retten, ist jedoch nicht die ganze Karte vonnöten, es ist auch möglich, mit nur einem Viertel den Ort zu finden, nur erfordert das viel mehr Sucharbeit.

Achtet aber auch darauf, dass ihr nicht zu sehr auf die Familiensuche, das eigentliche Ziel des Spiels, ausgerichtet seid. Eure Mannschaft will ordentlich Schätze finden und Schiffe und Städte plündern. Falls die Mannschaft nicht zufrieden ist, so kann es zu einer Meuterei kommen. Habt ihr dann das Gefühl, ihr habt als Freibeuter der Meere alles erreicht, so könnt ihr euch zur Ruhe setzen. Je nach dem was man erreicht hat, wird man das Leben künftig fortsetzen. Vom Bettler bis zum Gouverneur ist alles möglich.

Dies ist nur ein kleiner Einblick in die wahrlich gigantische Welt von Pirates!. Das Spielprinzip fesselt enorm und lässt einen nicht mehr los, so dass man sich schon fast von der Konsole wegprügeln muss ;) Die ungeahnten Möglichkeiten, die in dem Spiel stecken, sind ein Traum eines jeden Spielers. Auch technisch kommt das Spiel nicht schlecht weg. Die Zwischenszenen sind wundervoll gestaltet und animiert, die Kartenansicht dagegen etwas schlicht, was aber nicht im geringsten stört. Auch akustisch kann das Spiel überzeugen. Die Musikstücke und Jingles sind sauber komponiert und passen jeweils hervorragend zu ihrer Umgebung. Sie könnten aber etwas zahlreicher sein.

Auch vom Gameplay her kann man nicht viel bemängeln. Die Schiffe lassen sich den Bedingungen entsprechend (Wind, erlittener Schaden) gut steuern und auch die Menüführung könnte einfacher nicht sein. Als einziger Negativpunkt sei hier angemerkt, dass Überlandreisen aufgrund der extrem langsamen Geschwindigkeit nur sehr mühsam möglich sind und man so manche Städte meidet. Auch die Reise per Schiff wird mit ungünstigem Wind manchmal zu einer echten Geduldsprobe. Aber große Auswirkungen auf den Spielspass haben diese Punkte nicht. Und dass das gesamte Spiel auch noch in deutscher Sprache spielbar ist, rundet den ausgezeichneten Gesamteindruck ab.

Pirates! ist ein absoluter Klassiker, der in keiner NES-Sammlung fehlen darf. Kein anderes Strategie/Simulationsspiel erreicht eine derartige Spieltiefe wie das Karibikabenteuer. Auch Landratten, welche dieses Genre sonst gänzlich kalt lässt, müssen den Titel einfach ausprobieren! Hier herrscht absolute Suchtgefahr! Also: Pirates! holen und in See stechen! Ahoi!


Wertung


9/10

Kommentare



Seppatoni
Sensationell, was sich da in dem kleinen, grauen Modul verbirgt. Selten hab ich ein derart motivierendes Game in den Händen gehalten. Bis dahin haben mir Simulationen höchstens ein müdes Gähnen entlockt, aber Pirates! hat mich durch sein geniales Spielkonzept in den Bann gezogen! So, ich muss mich jetzt langsam echt zurückhalten, sonst beginn ich gleich wieder das Ding zu zocken und bin für die nächsten Wochen wieder voll ausgelastet. Übrigens: Mein Rekord am Ende der Karriere sind 98/100 Punkte :)



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