Mega Man IV


von Seppatoni
06.02.2018

Wer dachte, dass sich die Bevölkerung nach Mega Mans drittem Triumph über Dr. Wily zurücklehnen und den Frieden genießen konnte, der hat sich leider getäuscht. Ein Jahr nach den letzten Ereignissen begannen zahllose Industrieroboter ohne Vorwarnung verrückt zu spielen und stürzten die Welt ins pure Chaos. Ein mysteriöser Wissenschaftler russischen Ursprungs namens Dr. Cossack übernahm die Verantwortung für die Vorfälle. Und als ob dies nicht Ärger genug wäre, sandte er acht weitere Roboter aus, mit dem Auftrag Mega Man zu stoppen, bevor er ihm in die Quere kommt.

Ihr übernehmt also erneut die Rolle von Dr. Lights blauem Bomber. Wie aus den Vorgängern bekannt, habt ihr direkt nach Spielstart die freie Wahl, in welcher Reihenfolge ihr die 8 Robomaster angehen wollt. Teil von Dr. Cossacks Portfolio sind unter anderem Drill Man, der sich in den Tiefen eines Bergwerks verschanzt hat, oder Dust Man, der Mega Man auf einem Schrottplatz erwartet. Natürlich erwarten Mega Man auf dem Weg zu den Obermotzen auch zahllose kleinere Gegner und Hindernisse. Im Falle von Dust Man sind dies Schrottpressen, welche Mega Man in einem Klumpen Altmetall verwandeln sollen. In Toad Mans Stage hingegen kämpft unser Roboheld gegen die schwierigen meteorologischen Bedingungen in Form von Wind und Regen, bevor es einen Abtaucher in die Kanalisation gibt. Dazu gesellen sich auch Abschnitte mit Treibsand in der ägyptisch Welt von Pharao Man oder Spielereien zwischen Dunkelheit und Licht in Bright Mans Stage. Generell weiß das Leveldesign wieder mit etlichen tollen Ideen zu gefallen und stellen den Spieler vor manche Herausforderung.

Zusätzliche Unterstützung erfährt Mega Man in diesem Spiel erstmalig in Form von Eddie. Der kleine Roboter erscheint an bestimmten Stellen und überlässt Mega Man ein zufällig generiertes Item. Die Palette an Gegenständen ist mehr oder weniger schon aus den Vorgängern bekannt: Energie-Kapseln in Gelb füllen je nach Größe Mega Mans Energieleiste mit 2 oder 10 Energiepunkten auf, gleiches machen die blauen Behälter mit der Waffenenergie. E-Tanks lassen Mega Mans Energieleiste zu einem beliebigen Zeitpunkt komplett auffüllen, während ein Abbild vom Kopf des blauen Bombers ein Extraleben beschert. Ebenfalls wieder mit von der Partie ist Mega Mans treuer Robohund Rush, in unseren Breitengraden dem einen oder anderen vielleicht auch noch als „Flitz“ bekannt. Neben seiner von Beginn an verfügbaren Trampolin-Fähigkeit gibt es auch die U-Boot-Form „Rush Marine“ sowie den „Rush Jet“ als Flugmöglichkeit im Spielverlauf zu ergattern.

Eine große Neuerung betrifft im vierten Teil der Mega Man-Reihe die bisherige Standard-Waffe. Neuerdings kann diese durch den „Mega Buster“ nicht nur die bekannten Einzelschüsse abfeuern, sondern auch durch Gedrückthalten der B-Taste in mehreren Stufen aufgeladen werden. Wird ein Gegner durch einen aufgeladenen Schuss getroffen, so erleidet dieser ein Vielfaches mehr an Schaden als zuvor. Im Gegenzug kostet der Ladevorgang natürlich auch Zeit, die man in so manchen actiongeladenen Abschnitten nicht en masse zur Verfügung hat.

Erstmals gibt es in Mega Man IV auch versteckte Räume zu entdecken, welche den entdeckungsfreudigen Spieler mit zwei zusätzlichen Items belohnen. Diese werden für den Spielfortschritt zwar nicht zwingend benötigt, bieten aber dennoch eine willkommene Unterstützung. Solltet ihr die Items verpasst haben, kein Problem: Erstmals seit dem ersten Mega Man-Spiel dürft ihr nun auch die Abschnitte bereits besiegter Obermotze wieder besuchen.

Zusätzliche Fähigkeiten erlangt Mega Man wie zuvor auch durch das Besiegen der Robomaster. Nach erfolgreichem Kampf absorbiert er dessen Fähigkeit und kann sie fortan selber im Kampf gegen Cossacks Robo-Armee einsetzen. Jeder Robo-Boss ist dabei für eine Waffe besonders anfällig. Generell wirken die meisten Waffen wie Kopien von Spezialattacken früherer Serienteile. So erinnert beispielsweise Ring Mans Ring Boomerang frappierend an die Shadow Blades aus Mega Man 3, Pharao Mans aufladbarer Schuss teilt sich die Eigenschaft mit Heat Mans Waffe und Bright Mans Flash Stopper lässt schon am Namen erkennen, dass hier bei Flash Man aus Mega Man 2 abgekupfert wurde.

Inhaltlich basiert Mega Man IV auf den bewährten Elementen, welche die Serie auszeichnet: Forderndes Leveldesign, actionreiche Bosskämpfe und eine gelungene Präsentation. Grafisch wird euch von tollen Hintergründen, üppigen Zwischenbossen und schicken Animationen alles geboten, leider auch inklusive dem fast schon obligatorischen Flackern. Erstmals wird die Story des Spiels übrigens auch in einem Vorspann erzählt. Wie immer könnt ihr auch im vierten Mega Man-Teil auf tolle Musikstücke in Ohrwurm-Qualität zählen. Leider tanzt das etwas lahme Bosstheme aus der Reihe, tut dem positiven Gesamteindruck aber keinen Abbruch. Als nervig offenbart sich nur die Tatsache, dass bei aufgeladenem Mega Buster das Ladegeräusch steter Begleiter ist und sämtliche Musikstücke und Effekte übertönt.

Bei der Steuerung gibt es nichts auszusetzen, sämtliche Eingaben werden Präzise auf Tastendruck ausgeführt und lassen euch nie im Stich. In Sachen Umfang steht der vierte Teil seinem Vorgänger ebenfalls in nichts nach. Nach den 8 Robotern wartet Dr. Cossacks Zitadelle auf euch. Und bis ihr die ganzen Hintergründe aufgedeckt habt, vergeht nochmals einige Zeit. Dank Passwortsystem könnt ihr euren Fortschritt jeweils sichern. Der Schwierigkeitsgrad fällt in Mega Man IV für Serienverhältnisse dabei etwas einfacher aus als sonst (bei Mega Man 2 bezogen auf den Original-Modus). Vor allem die Bosskämpfe sind mit nicht ganz so kniffligen Angriffsmustern einfacher als in den Vorgängern. Aber nicht falsch verstehen: Leicht ist Teil 4 deswegen noch lange nicht.

Mit Mega Man IV ist Capcom eine würdige Fortsetzung ihrer populärsten 8-Bit-Serie gelungen. Sämtliche Elemente, welche die Serie ausmachen, sind auch in diesem Teil Bestandteil des hüpffreudigen Action-Spektakels. Das durchweg gelungene Leveldesign, dezent eingestreute Neuerungen und die ebenfalls überzeugende Gegner- und Bosspalette tragen genau so ihren Teil zum Spielspaß bei. Auch wenn trotz einiger kleinerer Mängel das Spiel nicht ganz an die Genialität der beiden Vorgänger herankommt, ist Mega Man VI ein würdiger Serienvertreter und Pflicht für jeden Fan des blauen Roboters.


Wertung


8/10

Kommentare



Seppatoni
Ich erinnere mich, wie ich damals mit meinem Vater in ein Spielwarengeschäft namens „Zubi“ ging, um neues Futter für unser NES zu holen. Sogleich fiel mir Mega Man IV ins Auge, welches mein persönlicher Favorit war, mein Vater entschied sich jedoch für The Addams Family. Erst Jahre später konnte ich als großer Anhänger von Teil 2 und 3 erstmals Bekanntschaft mit dem vierten Serienableger machen und wurde nicht enttäuscht. Es wird einem alles geboten, was einen klasse Mega Man-Titel ausmacht. Auch wenn sich teils gewisse Ermüdungserscheinungen einstellen und nicht ganz das Niveau der Vorgänger erreicht wird, ein grandioser Spielspaß.




Yamato
Mega Man 4 ist ein häufig unterschätzter Teil der Serie. Das Spiel besticht durch eine gewohnt hohe Mega Man-Qualität und gute Neuerungen, die auch diesen Serienteil zu einem Evergreen für mich machen. Der Moment, wenn Dr. Cossack am Ende der Endgegner-Festsetzung besiegt wird und das Spiel noch mal weitergeht, war damals eine tolle Überraschung. Zudem ist Mega Man 4 auch der erste Serienteil mit einer richtiger Introsequenz. Die Szene, in der Mega Man 4 auf dem Zugdach in den Kampf loszieht, hat mich damals echt beeindruckt :) In guter Erinnerung bleibt mir das Spiel auch dadurch, dass es damals auf den Markt kam, als es schon das Super Nintendo gab, und mich sogleich dazu brachte, das NES wieder mal hervorzuholen. Der Rest ist Geschichte ;)