Indiana Jones and the Last Crusade
von Seppatoni
31.03.2006
Bereits 1988 programmierte Tengen das erste (unlizenzierte) Indiana Jones-Spiel zum Film „Temple of Doom“. 3 Jahre später ließ die japanische Spieleschmiede Taito einen weiteren Titel mit dem Archäologen als Hauptdarsteller folgen: Indiana Jones and the Last Crusade diente für das gleichnamige Spiel als Vorbild. 1993 veröffentlichte mit Ubi Soft auch noch ein dritter Hersteller einen Indiana Jones-Titel, der sich diesmal – genau wie Taitos Produkt – am letzten Teil der Trilogie orientiert.
Dr. Henry Jones Junior – besser bekannt als Indiana Jones – und sein Vater Dr. Henry Jones befinden sich auf der Suche nach dem heiligen Gral. Jedoch wird der im Film von Sean Connery dargestellte Vater von den Nazis entführt. Indiana bleibt somit nichts anderes übrig, als seinen Vater aus den Klauen der Bösewichte zu retten und sich vor den Nazis den Gral zu schnappen.
Das Spiel startet in einer düsteren Höhle, in welcher Fackeln für die Erhellung der Räumlichkeiten gesammelt werden müssen, führt im späteren Verlauf über einen fahrenden Zug bis hin zu einem Luftschiff. Insgesamt 6 Welten gilt es zu absolvieren. Am Ende eines Abschnittes stellt sich jeweils ein Endboss Indiana gegenüber. Aber auch in den Levels stößt der Abenteurer auf Widerstand. Neben Nazis und anderen menschlichen Gegenspielern, machen ihm auch verschiedene Tiere und lockere Fellsbrocken das Leben schwer. Via Faustschlägen kann sich Indiana verteidigen, effektiver geht dies aber per Peitsche – sofern ein Exemplar gefunden wird. Allerdings schwindet diese nach dem Verlust eines Lebens wieder. Weiter gibt es auch Herzen für das Erfrischen aufgebrauchter Lebensenergie sowie Sanduhren für ein Aufstocken des knappen Zeitlimits zu finden. Nebst Kämpfen mit seinen Widersachern gilt es auch knifflige Sprungpassagen zu meistern und mit Seilen und Leitern Höhenunterschiede zu überwinden. In einigen Welten gibt es auch einzelne Seiten aus einem Tagebuch zu finden, welche mehr oder weniger wichtige Hinweise für Indiana bereithalten.
Klingt bis hier hin eigentlich nach einem ganz ordentlichen Spiel, nicht? Aber die Realität sieht leider anders aus. Kommen wir erst mal zur Steuerung: Indiana Jones steuert sich dermaßen hakelig, dass selbst ein einfacher Sprung teilweise zu einer echten Herausforderung werden kann – sofern dieser nach Knopfdruck überhaupt ausgeführt wird. Selbiges gilt auch für das Attackieren von Gegnern. Teilweise reagieren diese so schnell auf einen Treffer, das Indiana für jeden ausgeteilten Schlag gleich wieder einen Angriff einstecken muss und dies ohne Ausweichmöglichkeit. Mit der wenigen Energie, die dabei zur Verfügung steht, wird das Spiel somit zu einem kurzen Abenteuer. Auch beim Leveldesign gibt es leider kaum Positives zu erwähnen. Die Gegner und Fallen sind teils derart unfair platziert, dass ein unbeschadetes Weiterkommen schlichtweg unmöglich ist. Oftmals befördern euch Feinde, welche noch nicht mal zu sehen sind, mit einem Schuss in einen tödlichen Abgrund, ohne dass ihr mit der äußerst trägen Steuerung auch nur die geringste Ausweichmöglichkeit habt. Und fällt der Held von einer höheren Plattform auf eine tiefergelegene, so verliert Indiana schon während dem Fall an Energie. Kommt noch das teils extrem knappe Zeitlimit hinzu, welches euch gnadenlos im Nacken sitzt.
Auch musikalisch versagt der Titel auf ganzer Linie. Während des Spiels dudelt euch vom Titelbildschirm bis ans Ende stets das Indiana Jones Theme hinterher. So schön das Stück auch klingen mag, die erbärmliche Umsetzung des Tracks beginnt schon nach kurzer Zeit zu nerven. Glücklicherweise – und das ist wohl das beste an dem Spiel – lässt sich die Musik gleich im Titelbild(!) schon deaktivieren. Die kaum vorhandenen Soundeffekte sind übrigens kaum erwähnenswert. Und auch die Grafik ist – wen wundert’s – alles andere als berauschend. Die Farbarmut ist teilweise derart krass, dass man meinen könnte, man hätte ein Game Boy-Spiel ins NES geschoben. Einzig die 2. Welt hat mehrere unterschiedliche Farben zu bieten, alle anderen sind in einem – zum Teil absolut hässlichen – Ton gehalten. Auch das Scrolling ruckelt wie ein Güterzug mit viereckigen Rädern. Außerdem wundert man sich, weshalb die Leute von Ubi Soft unter der Informationsleiste fast einen Fünftel des Bildschirms ungenutzt in leerem schwarz erscheinen lassen. Immerhin – Achtung, jetzt kommt der zweite positive Punkt - ist Indiana Jones ganz ordentlich animiert.
Indiana Jones and the Last Crusade ist selbst für eine Filmumsetzung unglaublich schlecht geworden. Neben der absolut missglückten technischen Seite „brilliert“ das Spiel auch dank völlig verkorkster Steuerung, unfairen Stellen zu Hauf und perversem Schwierigkeitsgrad. Wer ein unterirdisch schlechtes Spiel sucht oder einen eingefleischten Indiana Jones-Fans zum Flennen bringen will, dem sei dieses Modul sehr ans Herz gelegt, alle anderen machen besser einen riesigen Bogen um diesen Titel.
Wertung
1/10
Kommentare
Seppatoni
Als ich endlich mal eine (französische) PAL-Version des Titels erspäht hatte, griff ich schon aus Sammlerzwecken zu. Ich wusste auch, dass das Spiel nicht wirklich gut sein soll, aber dass der Titel sowas von abgrundtief miserabel ist, hätte ich selber nicht gedacht. Unfaire Szenen ohne Ende, eine Grafik, die schon beim Standbild schmerzt und eine Steuerung, die man dem ärgsten Gegenspieler nicht wünschen würde. Und so etwas hat das Nintendo Seal of Quality erhalten? Na ja, die waren wohl grad kurz Pinkeln, als das Spiel die Abteilung passierte, anders kann ich mir dieses Debakel nicht erklären...