Gumshoe


von Seppatoni
22.08.2018

Der ehemalige FBI-Agent R.L. Stevenson (namenstechnisch wohl inspiriert vom Schottischen Schriftsteller Robert Louis Stevenson) schlug nach dem Verlassen der Sicherheitsbehörde eine Karriere als Detektiv ein. Eines Tages traf in seinem Büro ein mysteriöses Schreiben ein, welches ihm offenbarte, dass seine einzige Tochter Jennifer von einer Gangsterbande entführt wurde! Für ihre Freilassung fordert King Dom, Anführer der Kidnapper, die fünf Black Panther Diamanten, welche auf der ganzen Welt versteckt sind - und dies innerhalb von nur 24 Stunden. Natürlich macht sich Mr. Stevenson sofort auf, um das Lösematerial aufzutreiben und seine Tochter aus den Händen der Gangster zu retten.

Auf seiner Diamant-Hatz ist der besorgte Vater jedoch auf eure Unterstützung angewiesen. Diese bietet ihr ihm in Form des NES Zappers. Mit der Lightgun ballert ihr allerdings nicht nur auf feindliche Objekte, sondern steuert damit auch R. L. Stevenson. Dieser läuft nämlich automatisch von links nach rechts durch die scrollenden Welten. Ein gezielter Schuss animiert den Detektiv zu einem Sprung, mit weiteren Treffern könnt ihr ihn sodann noch weiter in die Luft emporsteigen lassen. Damit überwindet ihr nicht nur tiefe Abgründe und erklimmt höhergelegene Plattformen, sondern weicht mit gut getimten Schüssen auch geschickt gefährlichen Hindernissen aus.

Hindernisse gibt es bei der Jagd nach den Diamanten einige. Fliegende Flaschen, herabfallende Felsbrocken, Zeit- und Splitterbomben sind da noch die harmlosesten Objekte. Ebenfalls steter Begleiter auf eurer Reise sind die Totenkopf-Boxen, welchen geschickt ausgewichen werden muss, da jegliche Berührung mit einem Lebensverlust endet. Zusätzlich machen euch auch Flugzeuge oder Autos zu schaffen. Dazu gesellen sich tierische Fieslinge wie verschiedene Vogel- und Fischarten, Alligatoren, Nashörner oder Giftkäfer. Diese sind in der Regel mit einem gezielten Schuss zu beseitigen, einige wenige erweisen sich allerdings als zäher und benötigen eine Vielzahl Schüsse oder sind gar unzerstörbar.

Für alle Schüsse – mit Ausnahme von denen auf R. L. Stevenson selbst – geht jeweils eine Patrone drauf. Ist eure Munition verbraucht, so könnt ihr keine Gegner mehr ins Visier nehmen. Abhilfe schaffen hier die überall umherschwebenden Luftballons. Werden diese von Stevenson durch Berührung zerplatzt, wird euer Munitionsvorrat aufgefüllt. Schafft ihr es gar alle Ballons in einem Abschnitt kaputtzumachen, erhaltet ihr ein Extraleben. Gelegentlich fliegt auch ein Vögelchen – Lucky Bird genannt – über den Bildschirm und lässt nach einem Treffer durch den Zapper ein Item fallen, welches – sofern von Stevenson eingesammelt - unterstützende Wirkung entfaltet. Der Power Drink lässt ihn einen zusätzlichen Treffer einstecken, ein Helm schützt ihn vor Treffern durch Bombensplitter oder Felsbrocken und die Super Shoes lassen Stevenson die Totenkopf-Boxen unbeschadet berühren. Last but not least gibt es auch noch ein Brathähnchen, welches euer Punktekonto aufstockt.

Eure Befreiungsaktion führt euch an 4 unterschiedliche Schauplätze. Angefangen vom Weg in die Stadt, setzt sich die Suche nach den Black Panthers im Himmel über den Wolkenkratzern fort, durchschwimmt das Meer inklusive Abstechern auf kleine Inseln und lässt euch am Ende auch im Dickicht des Dschungels Ausschau nach Diamanten halten. Gegen Ende der Welt hört ihr an einem akustischen Signal, dass sich das begehrte Objekt in der Nähe befindet und eingesammelt werden will. Verpasst ihr es, so scrollt das Level weiter bis zum Ende und beginnt anschließend wieder von vorne. Braucht ihr zu lange, so wird das oben links angezeigte Zeitlimit euren Versuch beenden. Der letzte Diamant wurde von einem Monster namens Zulie verschluckt, welches als Endgegner am Ende der Dschungels-Stage wartet und sich natürlich heftig gegen R. L. Stevenson zur Wehr setzt…

In Sachen Präsentation macht das Spiel trotz seines Alters eine gute Figur. Die schlichte Optik kann mit detaillierten Sprites und gelungenen Hintergründen punkten. Der Soundtrack untermalt das Geschehen stimmig von rasant bis düster, bleibt aber meist dezent im Hintergrund. Umso mehr überzeugt Gumshoe mit kleinen Details wie den toll gestalteten Levelübergängen und den kleinen Zwischensequenzen, in welchen Stevenson jeweils weitere Hinweise erhält und die Story vorangetrieben wird.

Das Navigieren von R.L. Stevenson mit gleichzeitigem Abschießen von feindlichen Objekten und Gegnern mit dem Zapper benötigt etwas Übung und schnelle Reaktion: Oftmals neigt man dazu, den Fokus zu stark auf eine der beiden Aufgaben zu legen. Die Zielerkennung an sich funktioniert aber jederzeit zuverlässig. Die 4 Welten hören sich vielleicht nicht unbedingt nach viel an. Dank des hohen Schwierigkeitsgrades wird es aber dennoch eine Weile dauern, bis ihr diese absolviert habt. Spätestens in Welt 4 wird es dann knüppelhart und jede noch so kleine Unaufmerksamkeit wird vom Spiel bestraft.

Dank der frischen Idee und des atypischen Zapper-Einsatzes bringt Gumshoe Abwechslung ins Lightgun-Geballer und dürfte auch den einen oder anderen überzeugen, dem Duck Hunt & Co. zu simpel gestrickt waren. Trotzdem wird bei vielen das Abenteuer wohl relativ kurz ausfallen und durchaus mal die eine oder andere Portion Frust mitschwingen. Der Titel verbaut sich durch den hohen Schwierigkeitsgrad den Zugang zu einer größeren Spielerschaft; nur Virtuosen an der Plastikpistole dürften die erfolgreiche Befreiung von Jennifer miterleben. Daher kann Gumshoe guten Gewissens nur an frustresistente Könner empfohlen werden, allen anderen sei aufgrund des interessanten Spieleprinzips dennoch zu einem Anspielen geraten.

Kleine Info zum Schluss: Gumshoe war eines der ersten Spiele Nintendos, welches zwar in Europa und den USA erschienen ist, jedoch niemals in Nintendos Heimatland Japan. Offizielle Gründe sind nicht bekannt, aber zum einen waren in Japan Lightgun-Spiele nicht sonderlich populär, zum anderen benötigte Gumshoe eine Speicherkapazität von 160k. Dies war wesentlich mehr war als die 24k der anderen Zapper-Spiele wie Duck Hunt oder Wild Gunman und auch das 4-fache der 40k von Super Mario Bros.. Dadurch war auch die Modulproduktion entsprechend teuer und ein zusätzliches Risiko.


Wertung


6/10

Kommentare



Seppatoni
An den M82-Demostationen in den Kaufhäusern war ich immer enorm fasziniert von Gumshoe und hatte – trotz damals begrenzen Fähigkeiten meinerseits – immer Spaß. Als ich dann viele Jahre später selber das Modul mein Eigen nannte, mauserte sich Gumshoe zu meinem liebsten Zapper-Titel. Allerdings brachte ich es nie fertig, R.L. Stevenson erfolgreich zur Rettung seiner Tochter zu führen. Der geballten Ladung an Hindernissen und der Gegnerschar hatte ich ab einem gewissen Zeitpunkt nichts mehr entgegenzusetzen. Ohne Cheat-Einlagen hätte ich das Spiel wohl nie beenden können. Schade drum, denn wäre die Latte etwas niedriger angesetzt worden, wäre es ein rundum gelungener Titel geworden.