Dreamworld Pogie


von Seppatoni
03.12.2017

Die beiden Zwillingsbrüder Philip und Andrew Oliver - kurz auch einfach die Oliver Twins genannt - zeichneten sich in den 1980er und -90er Jahren für so manchen Hit auf Heimcomputern und Videospielkonsolen verantwortlich. Ihre bekannteste Schöpfung dürfte Eierheld "Dizzy" sein, welcher es in einer Vielzahl an Spielen auf unterschiedlichste Systeme schaffte. Auch das NES wurde mit mehreren Dizzy-Abenteuern beglückt. Mit "Dreamworld Pogie" hatten die beiden Briten einen weiteren Titel für Nintendos 8-Bit-Konsole in Entwicklung. Der Release und Vertrieb sollte wie bei früheren Titeln durch Codemasters erfolgen und dabei deren spezielle Erweiterung, den sogenannten Aladin Deck Enhancer, unterstützen. Doch dazu kam es nie und das fast fertige Spiel wurde eingestampft.

Rund 24 Jahre später entdeckte Philip auf seinem Dachboden die ganzen Entwicklungsunterlagen inklusive Sourcecode zu Dreamworld Pogie. Zusammen mit seinem Bruder lancierte er eine Kickstarter-Kampagne, um das Spiel doch noch als NES-Titel veröffentlichen zu können. Die Zielvorgabe wurde locker übertroffen, insgesamt kamen fast 30.000 £ durch rund 600 Backer zustande. Mitte 2017 wurden die ersten Module verschickt. Je nachdem, welchen Betrag man den Brüdern zukommen ließ, erhielt man das Modul zusätzlich mit Verpackung, Anleitung und weiteren Extras geliefert. Die Cartridge verzichtete dabei auf die übliche Lockout-Funktion und läuft auf allen NES-Varianten. Die jeweilige Region wird automatisch erkannt.

Inhaltlich führt euch Dreamworld Pogie in ein Land voller Süßigkeiten, wo sich der namensgebende Charakter den Bauch vollschlagen möchte. In klassischer Jump 'n' Run-Manier steuert ihr das kleine Fellknäuel - das übrigens schon 1992 in "Dizzy the Adventurer" einen kleinen Gstauftritt hatte - durch die zuckerhaltigen Landschaften, angereichert mit klassischen Elementen wie Förderbändern, bröckelnden Pfaden oder Trampolins in Pilzform. Primäres Ziel ist jeweils das Erreichen des Ausgangs, von welchem es teils mehrere in einem Level gibt. Weitere Aufmerksamkeit ziehen die überall verteilten Sterne auf sich, deren Anzahl pro Welt jeweils in der rechten oberen Ecke des Bildschirms angegeben wird. Für 100 gesammelte Sternchen werdet ihr am Ende eines Levels jeweils mit einem Extraleben belohnt.

Weitere sammelbaren Items findet ihr in Clown-Boxen, welche euch Süßigkeiten preisgeben und euer Punktekonto in die Höhe treiben. Ebenso findet ihr in den Welten verteilte Schokoeier, welche euch nach einem Verlust der zu Beginn 5 Leben das Abenteuer an derselben Stelle fortsetzen lassen. Continues gibt es keine, habt ihr alle Leben verbraucht, so endet das Spiel vorzeitig. Die Einwohner von Candyland haben natürlich keine Freude an dem Süßigkeiten-Dieb und tun ihr Bestes, um es genau so weit kommen zu lassen. Ein Treffer reicht aus, um Pogie den Garaus zu machen. Ein lila Symbol, genannt Fizzola, erleichtert ihm das Leben etwas. Sammelt ihr das Objekt ein, so verwandelt sich Pogie in ein Werwolf-artiges Wesen und kann die wehrlose Gegnerschaft über den Haufen rennen.

Technisch wird euch solide Kost geboten. Die zuckersüße Optik weiß zu überzeugen und der Hauptdarsteller macht durch putzige Animationen auf sich aufmerksam. Mehr geboten wird euch jedoch bei der musikalischen Untermalung. Tolle Kompositionen in typischer Codemaster-Manier begleiten euch während dem Abenteuer. In Sachen Steuerung ist Dreamworld Pogie äußerst simpel gehalten worden. Mit A springt ihr und mit dem Steuerkreuz lenkt ihr den Protagonisten. Lasst ihr das Steuerkreuz gedrückt, so beschleunigt Pogie kurz darauf und rennt durch die Landschaft. Insgesamt 15 Welten mit leckeren Namen wie "Sugar Rush" oder "Coc-a-Block" gilt es zu absolvieren. Die Länge der Abschnitte variiert, fällt aber oftmals nicht allzu üppig aus. Der Schwierigkeitsgrad ist dezent ansteigend, wobei es am Ende durchaus noch die eine oder andere knackige Stelle zu bewältigen gilt. Wer möchte, kann sich auch zu zweit ins Süßigkeiten-Abenteuer stürzen und jeweils abwechselnd die Welten durchstreifen.

Insgesamt wird die NES-Palette mit Dream World Pogie leider nur um einen weiteren Durchschnitts-Hüpfer erweitert. Zwar macht der Titel nicht viel falsch, geboten wird aber mehrheitlich unspektakuläre Jump 'n' Run-Kost ohne nennenswerte Höhepunkte oder Ideen. Freunde von Plattformern dürften trotzdem ihren Spaß mit dem Titel haben, alle anderen widmen sich wohl eher einem anderen Titel aus dem umfangreichen Jump 'n' Run-Sortiment.

Wer den Titel auch ohne Kickstarter-Kampagne spielen möchte, der kann auf der offiziellen Website http://dreamworldpogie.com auch einfach das ROM des Spiels downloaden und via Emulator spielen - ganz legal.


Wertung


6/10

Kommentare



Seppatoni
Ich gehörte ebenfalls zu den 600 Backern, welche das Projekt unterstützt hatten. Nach so vielen Jahren mal wieder ein neues NES-Spiel der Oliver-Twins zu erhalten, war für mich durchaus was Spezielles. Das Spiel selber ist allerdings nicht ihr bestes Werk. Ein netter Hüpfer, der durchaus Spaß macht, aber angesichts der starken Konkurrenz in der Durchschnittsmasse versinkt. Für ein paar vergnügliche Runden taugt Dreamworld Pogie aber allemal.