Double Dragon


von Seppatoni
23.12.2019

Mit Double Dragon saugte 1987 ein neuer Automat die Münzen förmlich aus den Taschen der Arcade-Besucher. Der von Technos entwickelte und von Taito vertriebene Spielautomat revolutionierte das Genre der Sidescrolling Beat 'em Ups mit zahlreichen frischen Ideen und einem famosen 2-Player-Modus. Double Dragon wurde nach dem Erfolg in den Spielhallen für praktisch jede existierende Spieleplattform umgesetzt. Auch das NES wurde natürlich mit einem Port beglückt, der sich auch direkt großer Beliebtheit erfreute. In den USA war das Spiel teils wochenlang komplett ausverkauft. Ob es auch spielerisch mit der Automatenvorlage mithalten kann?

Die Story weicht bereits vom Vorbild ab. Während die beiden Zwillingsbrüder Billy und Jimmy Lee in den Arcades noch als Verbündete agierten, übernimmt Jimmy in der NES-Version die Rolle des Antagonisten. Dieser hat mit seiner Straßengang, den Black Warriors, Billys Freundin Marian gekidnappt. Nun liegt es an euch und euren Martial Arts Fähigkeiten, die Holde Dame aus den Fängen ihrer Peiniger zu befreien.

Eure Rettungsaktion startet in den Straßen von Billys Heimatstadt, wo ihr in den Slums und auf Baustellen bereits auf hordenweise Gegner trefft. Auch in euren weiteren Destinationen – in dichten Wäldern, düsteren Höhlen, alten Fabrikgeländen und auch im Hauptquartier der Shadow Warriors – werdet ihr alles andere als freundlich begrüßt und müsst euch teils mit Weggabelungen rumschlagen. Mit den vorhandenen Kampfsport-Fähigkeiten gilt es, den Bösewichten Einhalt zu gebieten. Zu Beginn beherrscht Billy lediglich simple Schläge und Kicks. Mit fortschreitender Spieledauer und gewonnener Erfahrung (in Form des steigenden Punktekontos) kann der Protagonist jedoch neue Fähigkeiten erlernen. Für 1.000 erzielte Punkte Steigt Billy jeweils um ein Level auf, was in der Menüleiste mit einem Herz gekennzeichnet wird. Insgesamt 7 Stufen gibt es zu erreichen, jede schaltet eine neue Angriffsaktion frei. Mit dabei im erweiterten Repertoire sind Sprung- und Roundhousekicks, Uppercuts oder Griffe an den Haaren gepaart mit einem Wurf über die Schulter.

Doch auch die Mitglieder der Shadow Warriors haben durchaus einige Tricks auf Lager, um euch die Lebensleiste leer zu prügeln. Die flinke Linda attackiert euch gerne mit Hilfe einer Peitsche, Williams schmeißt gerne mal mit einem Messer nach euch oder packt den Baseballschläger aus und Abobo ist ein Kraftmonster, das ordentlich einstecken wie auch austeilen kann. Immerhin könnt ihr deren Waffen auch zu eurem Vorteil nutzen: Lassen sie diese nach einer Attacke eurerseits Fallen, kann Billy diese aufnehmen und fortan selber gegen die Gangmitglieder einsetzen.

Neben dem normalen Storymodus existiert noch der Mode B: Hier dürft ihr euch im 1-gegen-1-Duell wahlweise gegen die CPU oder einen menschlichen Mitspieler messen. Zur Auswahl stehen euch neben den Lee-Brüdern auch weitere Vertreter der Shadow Warriors. Leider bleibt dies auch die einzige Möglichkeit für ein gemeinsames Spielerlebnis.

Die Steuerung wirkt auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftig, geht aber gut von der Hand. Mit A teilt ihr Punches aus, mit B attackiert ihr eure Gegner mit Tritten. Ein gleichzeitiges Drücken der beiden Buttons lässt Billy springen. Die weiteren Aktionen werden teils mit Kombinationen dieser Buttons in Abhängigkeit mit dem Zustand des Gegners ausgelöst. Der Schwierigkeitsgrad ist recht knackig, 3 Leben müssen für die Rettung von Marian ausreichen, Continues gibt es keine. 10 Abschnitte aufgeteilt in 4 Welten sorgen für einen soliden Umfang.

Musikalisch begleitet werdet ihr von meist ordentlichen Kompositionen, die je nach Stage aber auch mal etwas nervig ausfallen können. Die Soundeffekte passen und grafisch überzeugt das Modul vor allem durch die Hintergrundgrafiken, die Sprites selber sind relativ schlicht gehalten. Das obligatorische Flackern bei ordentlich Action gilt natürlich auch für Double Dragon.

Als Fazit kann die Arcade-Umsetzung durchaus als gelungen bezeichnet werden. Zwar wird der – angeblich damals noch aus technischen Gründen weggelassene – simultane Multiplayer in Mode A schmerzlich vermisst, aber auch für Einzelspieler oder abwechselnd nacheinander macht die Sidescroll-Prügelei eine Menge Spaß. Das Level-Up-System motiviert zur Punktejagd und der Schwierigkeitsgrad sorgt dafür, dass ihr einiges zu tun habt. Insgesamt ein gelungenes Seriendebüt auf einer Nintendo-Plattform, dem man zwar sein Alter anmerkt, aber vor allem Genre-Veteranen verzückt.


Wertung


6/10

Kommentare



Seppatoni
Ich war immer ein großer Anhänger der zweiten NES-Teils (zum Gamecheck) und habe erst viel später auch den Vorgänger mal angespielt. Zwar ist das Spiel im Vergleich zu anderen Genre-Vertretern etwas in die Jahre gekommen und auch der leider nur abwechselnde statt gleichzeitige 2-Spielermodus sorgt nicht für Jubelschreie, aber dennoch wird der Freund seitlich scrollender Prügler auch hier bestens versorgt und kriegt auch etwas Geschichtsunterricht geboten, da Double Dragon nachhaltigen Einfluss auf das Genre hatte.