Ys


von Yamato
25.07.2005 (überarbeitet am 20.11.2016)

In seinem ständigen Drang nach Abenteuern gelang der junge Schwertkämpfer Adol Christin in das Inselreich Esteria, welches von großem Unheil bedroht wird. Auf Esteria angekommen erfuhr Adol von der Legende um das verschwundene Königreich Ys und den zwei wunderschönen Göttinnen, die in früheren Zeiten jenes Land vor allem Bösen bewahrt haben. Der Legende zufolge wurde die Geschichte von Ys von den Priestern in 6 magischen Büchern niedergeschrieben und dann vor der Habgier der Menschen versteckt. Es heißt, wenn man alle Bücher zusammenführt, öffne sich dem Helden, der sie errungen hat, der Weg in das verschwundene Ys, welches einst ein blühendes Land des Friedens und der Magie war. Die letzten Spuren dieser Zeit sind ein riesiger Krater auf Esteria, an dessen Rand sich ein alter Schrein und der in den Himmel ragende Darm Tower befinden. Nun versuchte der böse Dämonenherrscher Dark Fact die Bücher zu finden. Seine Pläne würden das Land Esteria auf ewig in Finsternis stürzen, doch niemand im Land war tapfer genug, gegen ihn zu kämpfen. Die Seherin Sarah suchte verzweifelt nach einem Schwertkämpfer mit dem Mut, das Land zu retten. So stand der hilfsbereite Adol einem großen Abenteuer gegenüber und machte sich auf, die 6 magischen Bücher von Ys zu finden.

Ys ist ein klassisches Action-RPG und lässt sich auf den ersten Blick am ehesten mit The Legend of Zelda vergleichen. Das Geschehen wird aus der Vogelperspektive gezeigt und ihr seid größtenteils damit beschäftigt, versteckte Gegenstände zu suchen, kleinere Rätsel zu lösen und natürlich auch jede Menge Monster zu verdreschen. Hierbei zeichnet sich allerdings ein großer Unterschied zum Zelda-Gameplay aus: Kommt es in Ys zum Kampf, verwendet ihr nicht einen Button, um Schwerthiebe auszuteilen, sondern es genügt allein, in die Gegner hineinzulaufen. Ob hierbei eure Spielfigur oder der Gegner Schaden nimmt, hängt einerseits von eurem bislang erreichten Level ab und andererseits davon, in welchem Winkel ihr den Gegner trefft. Anstatt auf ein Monster frontal hineinzustürmen, solltet ihr immer versuchen, den Gegner leicht versetzt an der linken oder rechten Seite zu streifen. Nach kurzer Zeit geht dieses recht eigenwillige Gameplay leicht von der Hand und macht auf erfrischende Weise Spaß.

Um gegen die immer stärker werdenden Gegnertypen bestehen zu können, müsst ihr immerzu fleißig Erfahrungspunkte durch das Besiegen von Gegnern sammeln, um schließlich den nächsten Level zu erreichen. Neben Level-Ups erhöhen auch neue Schwerter sowie Rüstungen und Schilder die Angriffs- und Verteidigungswerte von Adol. Daneben gilt es auch noch einige magische Ringe zu finden, die beispielsweise Feinde verlangsamen oder Lebensenergie langsam wieder aufzufrischen. Der Schwierigkeitsgrad von Ys hängt dabei stark vom erreichten Level ab. Wer mit ein paar Levels zu niedrig unterwegs ist, wird zuweilen insbesondere wegen übermächtiger Endgegner keine andere Wahl haben, als für einige Zeit Gegner wie am Fließband zu besiegen, um schließlich genügend Level aufzusteigen. Wer dagegen von vornherein etwas mehr Zeit in das Aufleveln investiert, wird die Gegner irgendwann nur so niedermähen. Dieser Effekt hält jedoch nicht lange an, da ihr ab etwa 2/3 des Spiels ohnehin nur noch auf dem höchsten Level weiterkommt.

Grafisch kann sich Ys durchaus sehen lassen. Die zu erforschenden Gebiete wurden farbenfroh mit genügend Details in Szene gesetzt und versprühen zuweilen eine dichte Abenteuer-Atmosphäre. Ausgehend von der Stadt Minea, in der ihr euch u.a. mit neuen Ausrüstungsgegenständen versorgen könnt, gelangt ihr auf eine grüne Ebene voller Flüsse, Brücken und Warp-Statuen, auf der es im Verlauf des Spiel kleinere Rätsel zu lösen gilt. Außerdem geht es von hier aus in das Dorf Zeptik, welches direkt am Fuße des Gebirgspasses liegt, oder in die vertrackte Silbermine, wo der gesamte Bildschirm bis auf einen kleinen Kreis um eure Spielfigur schwarz ist, was nicht nur eine beklemmende Atmosphäre erzeugt, sondern auch hohe Ansprüche an euren Orientierungssinn stellt. Oben im Gebirge gilt es zuletzt noch die Gewölbe des alten Schreins sowie den gigantischen Darm Tower zu erforschen. Letzterer ist die Endstation des Abenteuers und nimmt durch seine vielen Stockwerke etwa ein Drittel der Spielzeit ein; auch hier trefft ihr gelegentlich noch auf einzelne Bewohner von Esteria, die irgendwie in den Turm geraten sind, und kleinere Rätsel, bei denen meistens ein bestimmter Gegenstand benötigt wird, um an einem Hindernis weiterzukommen.

Die Welt von Esteria ist insgesamt relativ klein geraten. Direkt von Beginn an kann man grundsätzlich direkt bis zum (noch verschlossenen) Eingang des Darm Towers laufen, sodass man die Locations relativ schnell hintereinander abarbeiten kann. Geübte Spieler werden in unter 10 Stunden den Abspann sehen. Dafür hat das Spiel aber auch keine langen Durststrecken - vom zwischenzeitlich notwendigen Aufleveln mal abgesehen - und besticht durch kompakte Dungeons und Oberwelt-Areale, die sich flüssig spielen lassen, ohne dabei langweilig zu werden. Die zahlreichen Endgegner überzeugen zudem durch abwechslungsreiche Designs und Kampftaktiken. Der Soundtrack lässt wenig Wünsche offen und punktet mit weitestgehend hochkarätige Kompositionen, die das Spiel ausgezeichnet untermalen. Nicht umsonst gilt die Musik als absolutes Highlight der Ys-Serie. Völlig unverständlich ist aber, dass in der Famicom-Version die geniale Dungeon-Musik aus dem Untergeschoss des Schreins gegen eine andere, langweilige Musik ausgetauscht wurde (in der 1 Jahr zuvor erschienenen Master System Version war die originale Musik enthalten). Dafür gibt es im Dorf Zeptik sowie im Gebirgspass exklusive Famicom-Musikstücke zu hören, welche in der Master Version fehlen (hier wird die Oberwelt-Musik weitergespielt).

Im Vergleich mit der 1 Jahr später erschienenen PC Engine CD-Version des Spiels oder den jüngeren Remakes von Ys Eternal (1997) über Ys I&II Complete (2001) bis hin zu Ys I&II Chronicles (erstmals 2009) reißt die NES-Version grafisch und musikalisch natürlich keine Bäume aus. Die Ys-Serie erfreute sich über all die Jahre hinweg einer derart großen Beliebtheit, dass Hersteller Falcom das Spiel immer wieder neu umsetzte und mittlerweile bis zum Gehtnichtmehr perfektionierte, ohne dabei das eigentliche Spielgerüst zu verändern. Dennoch verdient die ausschließlich in Japan veröffentlichte Famicom-Version durchaus eine Platzierung in der Riege der besseren Action-Adventures für dieses System. Für knallharte Fans der Ys-Serie ist die Famicom-Umsetzung zudem interessant, weil sie im Vergleich mit anderen Versionen stellenweise neue Rätsel (z.B. Teleporter auf der Oberwelt), veränderte Spielabschnitte (z.B. andere Dungeon-Layouts) und Farbgebungen sowie - wie oben erwähnt - abweichende Musikstücke aufweist. Diese Veränderungen geben einem dann aber auch das Gefühl, hier nicht den originalen Klassiker, sondern eben nur eine mal mehr, mal weniger gelungene Neuinterpretation zu spielen.

Wertung


7/10

Kommentare



Yamato
Zwar erreichte die Ys-Serie erst auf der PC Engine echten Kultstatus, was wohl insbesondere den Animé-Sequenzen und der genialen Audio CD-Musik zu verdanken ist, doch auch die Famicom-Version von Ys ist objektiv betrachtet ein gutes Spiel. Es fällt jedoch schwer, diese Version Fans von traditionellen Action-RPGs ernsthaft zu empfehlen. Die verbesserten Remakes von Ys (allen voran das noch immer aktuelle Ys I&II Chronicles) bieten im Kern das gleiche tolle 2D-Spiel, sind jedoch vollständig übersetzt, bieten verschiedene Schwierigkeitsgrade, trumpfen mit perfektionierter audio-visueller Präsentation auf und beinhalten darüber hinaus noch den zweiten Ys-Teil, welcher die Geschichte des Erstlings erst zum wirklichen Ende führt. Wer nicht gerade ein beinharter Fan der Serie ist, der jede Version des Spiels kennenlernen will, kann daher ruhigen Gewinns zu einer aktuellen Version von Ys greifen.