Castlevania


von Sokrates
18.08.2002

Er verwandelt sich in eine Fledermaus, einen Wolf – sogar in Nebel.
Er verehrt die Nacht, meidet den Tag, verflucht den Namen Gottes.
Er braucht das Blut junger Frauen, um ewig zu leben.
Es ist die Wiedergeburt Draculas, dem Herrscher dieses Schlosses, der dämonischen Gottheit.
Er ist erwacht!
(Aus: Wallachias Buch der Stadt, Transsylvanien 1849)

Unter dem Einfluss dieses wortgewaltigen Zitates nahm die Castlevania-Legende 1987 auf dem NES (ursprünglich auf dem Famicom-System in Japan) ihren glorreichen Anfang. Ohne Zweifel gehört Castlevania zu den bekanntesten und erfolgreichsten Serien der Videospielgeschichte und das mit gutem Grund! Nicht nur die Story vom peitschenschwingenden Helden, der das gemeinste aller fiesen Nachtgeschöpfe bekämpft, sondern auch die schaurig schöne Atmosphäre, gepaart mit der stimmungsvollen Hintergrundmusik konnten eine ansehnliche Fangemeinde für sich gewinnen. Das NES wurde noch mit zwei weiteren Versionen beglückt, bis die Story dann zuerst auf dem Super Nintendo und danach auf dem Nintendo 64 fortgesetzt wurde. Auch die Gameboy-Spieler wurden mit weiteren Spielen der Erfolgsstory verwöhnt und die Legende bahnte sich sogar einen Weg zu den Konsolen anderer Hersteller, wie beispielsweise SEGA.

Ihr schlüpft in die Rolle des Simon Belmont, der sich - vorerst nur mit einer einfachen Peitsche bewaffnet - in das düstere Schloss Castlevania des Grafen Dracula begibt, um den Fürsten der Finsternis wieder in die Tiefen der Hölle zurückzuschicken. Durch den Einsatz eurer Waffe könnt ihr allerlei brennende Kerzen und Fackeln zerstören, die euch freundlicherweise nützliche Extras hinterlassen. Eure Peitsche könnt ihr zweimal upgraden, die sich dann in eine lange Eisenkette mit einer stachelbewehrten Kugel an der Spitze verwandelt. Dazu findet ihr diverse Extrawaffen, die euch im Kampf gegen die teuflischen Horden von großem Nutzen sind. Es geht von Wurfwaffen, wie einem Dolch, einer Axt und einem Bumerang bis hin zu Weihwasser und einer Uhr, die eure Gegner wenige Sekunden erstarren lässt. Leider ist die Benutzung dieser Extrawaffen nicht ganz umsonst. In allen Stages findet ihr eine Menge kleiner und großer Herzen, die aber nicht etwa eure Energie wieder auffüllen. Der Einsatz einer Zusatzbewaffnung kostet jeweils ein Herz (die Uhr benötigt drei Herzen). Wenn euer Vorrat an Herzen aufgebraucht ist, müsst ihr euch mit eurer Peitsche zufrieden geben. In den Kerzen und Fackeln findet ihr auch größere und kleinere Geldsäcke, die euer Punktekonto aufstocken. Diese Punkte benötigt ihr dringend, wenn ihr im Laufe der Zeit Extraleben gewinnen möchtet. Außerdem gibt es noch weitere Dinge zu finden, die euren Weg zum Ziel erleichtern, wie ein Kreuz, das alle Gegner im Bild vernichtet, eine Flasche mit Zaubertrank, der euch kurzzeitig unverwundbar macht und leckeres Roastbeef, das eure verlorene Energie wieder auffüllt. Gewisse Geheimnisse offenbaren sich euch nur, wenn ihr bestimmte Steinblöcke zerstört.

Ihr müsst euch durch insgesamt 6 Stages schlagen, um gegen Graf Dracula im alles entscheidenden Kampf gegenüber treten zu dürfen. Auf den ersten Blick scheint dieser Umfang etwas wenig zu sein, doch angesichts dessen, dass das Spiel weder über eine Speicher-, noch über eine Passwortfunktion verfügt, reicht diese Größe durchaus. Außerdem wird euch der knackige, aber selten unfaire Schwierigkeitsgrad zusätzlich noch eine Weile auf Trab halten. Jeweils am Ende jedes Levels trefft ihr auf den obligaten Endboss, der eure Geschicklichkeit und eure Nerven teils mehr oder weniger arg herausfordert. Die Begegnungen mit diesen oberfiesen Kreaturen gehören sicher zu den Höhepunkten des Spiels, vor allem wenn ihr auf Wesen wie die Medusa, Mumien und Frankenstein abfahrt. Wenn ihr es bis zum Sensemann, dem Endboss des fünften Levels schafft, gehört ihr hoffentlich zu den Spielern, die irgendwann mal beten gelernt haben :) Mr. Dead wird euch seeehr starke Nerven und Durchhaltevermögen abverlangen. Möglicherweise wird diese Stelle früher oder später etwas Frust aufkommen lassen.

Castlevania bietet wunderschöne, bunte Grafik, die eure Augen mit liebevoll gezeichneten Gegnern (vor allem die Endbosse) und mit stimmungsvollen Kulissen verwöhnt, welche euch von Zeit zu Zeit ein bewunderndes "ahhh..." und "ohhh..." entlocken werden. Wenn einige Gegner auf einmal auf dem Bildschirm erscheinen, wird gelegentlich ein Flackern sichtbar, das sich jedoch zu keiner Zeit auf den Spielspass auswirkt. Die Hintergrundmusik passt sich perfekt der gegebenen Atmosphäre an und verfügt über vollendeten Ohrenwurm-Charakter. Ihr werdet euch dabei ertappen, wie ihr die Hintergrundmusik in den Vordergrund drängen möchtet. Am besten schließt ihr einfach den Fernseher an eure Anlage und lasst euch vom reinen und unverfälschten "Castlevania-Feeling" berieseln.

Die tolle Atmosphäre, die geniale Musik und das coole Gameplay machen dieses Game zu einem Dauerbrenner, den ihr noch lange Zeit spielen werdet, nachdem ihr das Modul zum ersten Mal ins NES reingeschoben habt. Obschon Castlevania für die Videospiel-Nachwelt nicht wegweisend war, handelt es sich bei diesem Beginn der großen Castlevania-Serie trotz allem um einen Meilenstein, der in jede gut sortierte NES-Sammlung gehört. Solltet ihr das Teil also noch nicht euer Eigentum nennen dürfen, so haltet fleißig danach Ausschau. Es lohnt sich!

Wertung


8/10

Kommentare



Sokrates
Seit ich denken kann bin ich ein großer Vampirfan. Alles was mit den blutrünstigen Gesellen zu tun hat faszinierte mich schon immer. Demzufolge stand ich beim Gamecheck quasi bereits unter gewissem (nicht ganz objektivem) Einfluss. Der Kampf gegen die höllischen Kreaturen bereitet ungeheuren Spaß! Selbst nachdem ich den Vampirlord besiegt habe, nahm ich das Game immer wieder wie unter einem inneren Zwang zur Hand. Die Jagd nach Dracula hat sich für mich in einen wichtigen Bestandteil meines Lebens verwandelt, dessen Ende nicht absehbar ist! :-)



Yamato
Bereits das Setting von Castlevania finde ich über alle Maße fesselnd: Im 17. Jahrhundert muss sich Simon Belmont durch ein gewaltiges Schloss kämpfen und begegnet dabei allerlei furchteinflößenden Gestalten wie Geistern, Zombies, Mumien, Werwölfen, Frankenstein, Vampiren und sogar dem Tod höchst persönlich. Der Stil des Spiels ist einfach wunderbar schaurig und der geniale Soundtrack setzt der ohnehin schon dichten Atmosphäre noch die Krone auf. Castlevania steckt voller Action, wirkt stets wie aus einem Guss und kann trotz des sehr hohen Schwierigkeitsgrades für lange Zeit begeistern. Solche Games vermisse ich heutzutage.



Kuros
Bevor ihr Castlevania zum ersten Mal spielt, solltet ihr unbedingt das Cover genau begutachten: Dieser Körperbau, diese Rüstung und vor allem die obercoole Peitsche und dann der scheußlich grinsende Dracula mit seinem Schloss im Hintergrund - kriegt man da nicht ungeheure Lust, selbst in die Rolle des Vampirjägers zu schlüpfen? Stellt euch vor, ihr müsstest euch selbst durch die düsteren Katakomben von Castlevania schlagen. Während Draculas Schergen euer Leben bedrohen, schickt ihr Medusa, Frankenstein und den Tod in die ewigen Jagdgründe, um dann am Ende dem Fürst der Finsternis persönlich gegenüberstehen. Tja, fehlt nur noch die fette Mucke, die irgendwo aus geheimen Lautsprechern zu hören ist ;)



Phil
Castlevania ist sicherlich einer der großen Klassiker für das NES. Eine klasse Optik und der schon filmreife Soundtrack vermitteln eine unheimlich dichte Atmosphäre, was das Gameplay zu etwas Einzigartigem macht. Jedoch hat meiner Meinung nach auch Konamis Jump 'n' Run seine Schattenseite: Wenn der Spaß dem Frust bei Videospielen weichen muss, wird der Spieler schnell demotiviert. So beginnt man zum Beispiel schon nach kurzer Zeit unfreiwillig einen Hass gegen fliegende Medusa Köpfe und umherspringende Ratten zu pflegen, auch viele Sprungpassagen und einige der Endgegner lassen einen verzweifeln und den Controller des öfteren an die Wand fliegen ;) Trotz dem zu hohen Schwierigkeitsgrad stellt Castlevania für mich eines der größten NES-Abenteuer dar.



Chancell
Klassisches Gruselambiente wird in Konamis Vorzeigetitel Castlevania in atemberaubend ästhetischer Weise mit einer Portion brachialer Horror-Action kombiniert. Peitsche schwingend, Treppen steigend, schlage ich mich noch heute in stetiger Regelmäßigkeit mit Draculas schleimigen Schergen herum, untermalt von einem der wohl ergreifendsten und mitreißendsten Soundtracks überhaupt kommt der Action-Spass schon fast dem Eindruck eines Videoclips gleich. Audiovisuell betörend und von spielerisch feinster Qualität - eine andere Gesamtinterpretation käme mir beim NES-Grusical Castlevania nicht in den Sinn.



Seppatoni
Der erste Teil der Blutsaugerserie, welcher Nintendos 8-Bit-Konsole beehrte, hab ich mir seinerzeit erst nach den Teilen II und III zugelegt. Obwohl der Erstling einige Jahre mehr auf dem Buckel hat, überzeugt er durch sein geniales Leveldesign, die erstklassige Grafik und natürlich die grandiose Sounduntermalung. Zwar zieht der Schwierigkeitsgrad gegen Ende des Spiels enorm an, trotzdem bleibt das Spiel immer fair und motiviert solange, bis man Dracula endgültig ins Reich der Toten zurückgeschickt hat. Ein Pflichtkauf für NES-Spieler!



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