Das NES als Strickmaschine


von Seppatoni
04.04.2014

Das NES bot eine Vielfalt an unterschiedlichem Zubehör: Von R.O.B über den U-Force-Controller bis hin zum Power Glove reicht die teils skurrilen Hardware-Palette. Doch 2012 veröffentlichte der ehemalige Nintendo-Mitarbeiter Howard Phillips auf dessen Facebook-Seite Informationen zu einem unveröffentlichten Add-On, welches wohl alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt Die Rede ist von der Nintendo Knitting Machine. Dabei handelt es sich um nichts anderes, als eine Strickmaschine, welche an das NES angeschlossen werden sollte. Mit der entsprechenden Software hätten eigene Muster und Formen kreiert werden können, welche die Maschine dann in Wollform ausgab. Gerüchte und Geschichten um dieses Strickzubehör gab es seit langem, handfeste Informationen wurden aber erst mit Phillips' Meldung veröffentlicht.

Das Gerät wurde damals laut Phillips dem Geschäftsführer von Toys R Us vorgestellt und ebenso auf der Winter Consumer Electronics Show 1987 gezeigt, um die Meinungen und das Interesse der Händler zu prüfen und mögliches Absatzpotenzial abzuschätzen. Das war gemäß Phillips aber bereits das letzte Lebenszeichen, die Knitting Machine kam somit nie in den Handel und geriet danach in Vergessenheit. Ein ebenfalls von Phillips veröffentlichter Flyer bewarb das Gerät mit dem leicht abgeänderten Nintendo-Slogan "Now You're Knitting With Power" und hält fest, dass es sich dabei weder um ein Videospiel, noch um Spielzeug handelt.



Zwar musste in westlichen Gefilden auf das eigene Designen von Kleidern verzichtet werden, in Japan hingegen veröffentliche der Hersteller Royal Kougyou, seines Zeichens Produzent von Nähmaschinen, Wolle und entsprechenden Kleidungsstücken, im August 1986 den Titel "I am a Teacher: Super Mario no Sweater" für das Famicom Disk System. Hier durftet ihr zu verschiedenen Kleidungsstücken die gewünschten Maße festlegen und aus diversen Mustern mit Motiven aus Super Mario Bros. eure Klamotten selber zusammenstellen und dann in die Strickvorlage Einsicht nehmen. Diese durften dann entweder selber von Hand nachgestrickt oder auch direkt an Royal Kougyou gesandt werden, um sie dort umsetzen zu lassen. Für 2.900 YEN wurden die Produkte dort gefertigt und zu einem nach Hause geschickt.



Rund einen Monat nach Super Mario no Sweater erschien mit "I am a Teacher: Teami no Kiso", was so viel heißt wie "Die Grundlagen des Strickens", ein weiterer Titel von Royal Kougyou für das Famicom Disc System, welcher sich der Wollverarbeitung widmete. Im Gegensatz zum Vorgänger präsentierte sich Tami no Kiso mehr als Lernsoftware für angehende Stricker. Durch Eingabe von der Art der Wolle und dem gewünschten Kleidungsstück inklusive der Größe, half einem die Software durch die Erarbeitung des Kleidungsstückes mit verständlichen und groß dargestellten Beispielen. Der Fortschritt konnte jederzeit gespeichert und später wieder aufgenommen werden.






Die "I am a Teacher"-Serie soll in Japan laut Howard Phillips durchaus erfolgreich gewesen sein. Mit einem Augenzwinkern ergänzte er zudem noch, dass die Männer damit einen guten Grund hatten, ihre Frauen von der Anschaffung eines Famicom Disk Systems zu überzeugen.