Firmengeschichte von Nintendo


von Chancell
11.05.2002

Vorwort

Nintendo‘s über hundertjährige Firmengeschichte reicht weit vor die Zeit der Videospiele und gibt Stoff für so manchen Schmunzler. Wir versuchen euch hier einige interessante Einblicke in die Zeit vor des Nintendo Entertainmet Systems zu gewähren. Erfahrt mehr über den Ursprung des Familienunternehmens und entdeckt den Werdegang eines kleinen japanischen Comic-Zeichners, welcher nur aufgrund seiner väterlichen Beziehung in den Unterhaltungskonzern gefunden hat und damit weit mehr Einfluss auf die Industrie ausübte, als es ihm vielleicht bewusst war.


1889:


Der in der japanischen Großstadt Kyoto lebende Unternehmer Fusajiro Yamauchi (Urgroßvater von Hiroshi Yamauchi, dem heutigen Nintendo-Präsidenten) begann Kartenspiele herzustellen. Die kleine Hinterhof-Firma "Nintendo Koppei" erwirtschaftete dank der Popularität von Hanafunda (Blumenkarten) beachtliche Summen. Viele japanische Familien spielten in ihrer Freizeit gerne die Bekannten, kitschigen Kartenspiele. Doch Fusajiro legte den Schwerpunkt seiner Arbeit auf den Export seiner Karten in Übersee.

1902:


Yamauchi entwickelte seine kleine Firma zu einem erfolgreichen Produzenten von Kartenspielen. In den 13 Jahren verkauften die Firma etliche der japanischen Karten auch im eigenen Land, obwohl sie eigentlich nur für den Export vorgesehen wurden. Die Kartenspiele waren nun in mehreren spezifischen Versionen und Abwandlungen erhältlich. Ein hervorzuhebender Großabnehmer war vor allem die japanische Mafia, denn die Kartenspiele mussten damals oft über Leben und Tod entscheiden.

1926:


Der heutige Präsident von Nintendo Hiroshi Yamauchi wurde geboren. Heute zählt er mit zu den reichsten Personen Japans und bringt sich oft durch seine jähzornigen Gefühlsausbrüche in die Schlagzeilen, z.B. konnte er es dem japanischen RPG-Giganten Square nie verzeihen, dass sie 1997 "fahnenflüchtig" wurden.

1929:


Der Jungunternehmer Sekiryo Kaneda wurde mit Fusajiro‘s Tochter leiert und führte den Betrieb weiter. Allerdings musste er, vom Schwiegervater so gewollt, den Namen Yamauchi annehmen.

1933:


Die Firma zog eine Partnerschaft ein. Von nun an nannte sich das Unternehmen "Yamauchi Nintendo & Co". Die Firma hatte sich in Nippon bereits einen recht beachtlichen Ruf erworben.

1947:


Hiroshi Yamauchi übernimmt die Firma seines Großvaters Fasajiro und führt sie weiter bis in das heutige Jahr. Allerdings war die Übernahme ein schwerer Pakt, da gerade der 2.Weltkrieg beendet war. Doch Yamauchi wusste die Umstände zu nutzen und produzierte weiterhin die erfolgreichen Spielkarten. Gerade in der rauen Nachkriegszeit suchten die Menschen nach Abwechslung und Unterhaltung. Noch im selben Jahr expandierte das Unternehmen zu einer Großhandelsfirma mit dem Namen "Marafuku Co. Ltd.".

1950:


Hiroshi Yamauchi wurde Präsident des mehrmals in Kooperation gegangenen Unternehmens.

1951:


Nintendo verschrieb sich dieses Jahr komplett den umsatzkräftigen Kartenspielen und nannte sich nun "Nintendo Playing Cards Co. Ltd.".

1953:


Der legendäre Shigeru Miyamoto wird geboren. Heute leitet er die Entwicklungsabteilung bei Nintendo. Er zeigt sich unter anderem für plattformübergreifende Hits wie "Donkey Kong", "Super Mario Bros." und "The Legend of Zelda" verantwortlich. 1998 wurde er als erster Mensch der Welt mit dem "Interactive Hall of Fame Award" für sein Engagement bei "Super Mario 64" geehrt. Diese Auszeichnung wird nur an sehr ausgesuchte Personen verteilt, ein Jahr später erhielt zum Beispiel der Präsident von Squaresoft (Final Fantasy, Secret of Mana, Chrono Trigger) für sein Lebenswerk den Award. Nintendo ging damals als erste Firma in die Geschichte ein, die mit der Massenproduktion von Spielkarten Erfolg hatte.

1959:


Zu dieser Zeit feierte Walt Disney, der Erfinder von Micky Maus und Donald Duck, in den USA immer größere Erfolge. Außerdem wurde er für seine, für damalige Verhältnisse, sensationellen Trickfilme mehrmals mit dem Oscar ausgezeichnet. Nintendo‘s Reaktion darauf war die Kooperation mit dem Disney-Konzern. Dank der Lizenz durfte Nintendo nun Spielkarten mit Disney-Motiven verkaufen. Damit eröffnete Nintendo den neuen Markt der Kinderspiele in Japan. Allerdings war der Boom nur von kurzer Dauer, denn kurze zeit später erreichten Japan die qualitativ hochwertigeren Spielkarten aus den USA. Um sich einige neue finanzielle Standbeine zu erschließen eröffnete Yamauchi ein Liebeshotel, ein Taxiunternehmen und einen Versand für Instant-Reis. Leider erwiesen sich diese neuen Marktnischen als kommerzielle Flops und Nintendo wusste, dass die Zukunft in der Unterhaltungsindustrie liegen würde .

1962:


Das ehemalige Familienunternehmen ging an die Börse: Nintendo wurde eine Aktiengesellschaft. Viele Aktionäre belächelten anfangs Nintendo‘s Schritt und verspotteten den Spielkartenhersteller, doch die Aktie steig stetig an und gehört noch heute mit zu den erfolgreichsten Japans.

1963:


Nintendo nannte sich nun offiziell "Nintendo Co. Ltd." Die Firma expandiert weiter und legt nun, neben den Kartenspielen, den Schwerpunkt auch auf die damals eher rar gesäten Gesellschaftsspiele.

1964:


Währenddessen machte die Computerentwicklung in Europa und in den USA immer größere Sprünge. Allerdings nahmen die Rechner damals noch den Platz eines kompletten Raumes ein.

1969:


Dieses Jahr war ein besonderes Jahr in der Geschichte von Nintendo. Die zweite Produktionsstätte in Uji (Vorort von Kyoto) wurde errichtet. Nintendo produzierte neben dem Spielbereich auch kleineren elektronischen "Schnickschnack" , z.B. einen piepsenden Schlüsselanhänger. In diesem Jahr entwickelte ein junger Amerikaner namens Bill Gates die erste für den Privatmann zu verstehende Programmiersprache "Basic". Heute ist Bill Gates mit seiner Firma Microsoft der reichste Mann der Welt. Die Amerikaner gewannen den Wettlauf zum Mond gegenüber den Russen. Der erste Mensch auf dem Mond ist ein Amerikaner.

1970:


Nintendo entwickelt und verkauft in diesem Jahr die Beam-Gun-Serie. Dies war das erste elektronische Spielzeug das in Japan einen beachtlichen Erfolg feierte. Aufgrund der hohen Umsätze entwickelte Nintendo weitere Artikel wie den Love Tester oder etwa die Ultra Hand.

1972:


Die "Ultra-Hand" wurde mit 1,2 Millionen verkauften Exemplaren der Weihnachtsrenner des Jahres 1972. Entwickelt hatte sie Gunpei Yokoi, der spätere Erfinder des Game Boy. Die amerikanische Firma Intel veröffentlichte den ersten Mikroprozessor, den sogenannten 8008er. Dieser Mikroprozessor war so groß wie ein Kugelschreiberkopf. Intel war maßgeblich an der Weiterentwicklung des Mikroprozessors beteiligt , heute zählen sie zu den größten Chip-Herstellern der Welt.

1974:


Nintendo entwickelte ein 16mm-Filmprojektionssytem für schnelle Arcade-Spiele. Dieses System fand großen Anklang und wurde auch nach Europa und den USA exportiert . Auf diesem System gab es eine "Autosimulation" und diverse Geschicklichkeitsspiele, wie einen simplen Light-Gun-Shooter.

1975:


Jenes erfolgreiche Projektionsverfahren wurde nun erweitert und basierte auf einem EVR-Player. Es nannte sich "Color TV Game 6". Währenddessen machte die Computerentwicklung in Europa und in den USA immer größere Sprünge.

1976:


Das Arcade-Spielsystem wurde jetzt um einen Mikroprozessor erweitert. Nun war zum ersten mal echte Interaktivität möglich. Die simple Tennissimulation "Pong" löste eine Revolution aus. In diesem Spiel konnten sich 2 Spieler mit Stichen einen Ball gegenseitig zuschlagen. Nintendo ging eine Allianz mit Mitsubishi Electric. ein. Gemeinsam entwickelten sie ein für den normalen Haushalt vorgesehenes Videospielsystem. Die Medien verrissen aber dieses neue Gerät, da sie meinten, mit einem gewaltfreien Spiel ließe sich einfach kein Geld verdienen. In Europa veröffentlichte währenddessen die Firma Nordmende ihre 8-Bit-Maschine "Color Tele Play". Diese Spielkonsole ging als erstes Gerät, welches auf ROM-Module zurückgriff, in die Geschichte ein.

1977:


Veröffentlichung des "gewaltfreien Videospiels". Die Medien waren fest davon überzeugt, dass das Gerät ein Flop würde. Doch der Erfolg blieb nicht aus, Nintendo hatte sich von dem Kartenspielbereich schon zunehmend losgesagt und spezialisierte sich immer mehr auf den stets wachsenden Videospielmarkt. Legendäre Automatenklassiker wie "Space Invaders" lockten Spiele-Enthusiasten zu dieser Zeit in die Spielhalle. Hierbei tat sich die US-Firma ATARI besonders hervor, welche ihr erfolgreiches Heimvideospielsystem "ATARI 2600" veröffentlichte. Viele konservative Erwachsene waren von der "stupiden Knöpfchendrückerei" nicht sonderlich begeistert. Im Kino sorgte unterdessen der Film "Star Wars" mit seinen sensationellen Special-Effekten für Begeisterungsstürme.

1978:


Nintendo stellte die ersten Spielsysteme mit Münzeinwurf in die Spielhallen. Innovative Spielkonzepte außer etlichen Arcade-Simulationen waren nicht vorhanden. Zu dieser Zeit produzierte fast jeder Videospielhersteller Dutzende von 2D-scrollenden Space-Shootern. Zum größten teil hatten diese Spiele maximal 3 Graustufen, was für damalige Verhältnisse schon recht beachtlich war. In Europa sorgt die Heimkonsole "Philips G7000" für Aufsehen. Sie beinhaltete eine Soundkarte mit einem verfügbaren Ton. Grafisch lag das Gerät über dem derzeitigen Durchschnitt in der Konsolenwelt. In England produzierten die Gebrüder Tim und Chris Stamper unterdessen Platinen für Videospielautomaten.

1979:


Nintendo setzte alles in die Entwicklung von kleinen tragbaren LCD-Spielen. Sie sollten "Game & Watch" heißen. Der junge gelernte Techniker Shigeru Miyamoto ist auf der Suche nach einem Job und schreibt fleißig Bewerbungen - unter anderem auch an Nintendo...

1980:


Nintendo erzielte mit der populären Game & Watch Handheld-Reihe große Erfolge. Der junge Hardware-Ingenieur Shigeru Miyamoto stößt zur Firma und kümmerte sich um die Wartung von diversen Workstations und Computern. Game & Watch entwickelte sich binnen kürzester Zeit zu einem beachtlichen Erfolg, etliche Millionen Geräte wurden in Japan abgesetzt. Georg Lucas und Steven Spielberg führten ihr legendäres "Strandgespräch", mit dem der Grundstein zu der Softwarefirma "Lucas Arts" gelegt wurde. Abgelenkt wurden die beiden immer durch Lucas‘ Hund "Indiana". Lucas Arts glänzt in der heutigen Zeit besonders mit diversen Adventure-Klassikern (Monkey Island , Maniac Mansion, etc.) und vielen Star Wars und Indiana Jones Umsetzungen.

1981:


Der ehemalige Hardware-Ingenieur Miyamoto programmiert sein erstes Spiel "Donkey Kong" und sollte eine Hommage an den Kinoklassiker "King Kong" darstellen. Donkey Kong ist bis auf den heutigen Tag das erfolgreichste Münzautomatenspiel aller Zeiten. Der zu diesem Zeitpunkt noch namenlose Mario hatte in diesem Spiel seinen ersten Auftritt. Anfangs übte der Klempner auch noch gar nicht seinen bekannten Beruf aus, denn während seinem Auftritt in Donkey Kong wurde er von Nintendo noch als Tischler angesehen. Seine berühmte charakteristische rote Mütze bekam Mario von Miyamoto während der Entwicklungszeit aufgesetzt, da es zu komplex war, "Haare" zu animieren. Auf den Namen Mario kam Nintendo, da ein enger vertrauter der Firma so hieß. Beide Protagonisten des Arcade-Games fixierten in der Zukunft ihre eigenen Karrieren an. Donkey Kong wurde in späteren Mario-Spielen durch die mutierte Schildkröte "Bowser" ersetzt. Das britische Entwicklerteam "Rareware" kümmerte sich aber 1994 um eine erneute Karriere des Gorillas.

1982:


Nintendo wächst weiter. In Seattle (USA) wird Nintendo of America gegründet. Der Hauptsitz des Konzerns liegt allerdings weiterhin in Japan. Der Automatennachfolger des Bestsellers Donkey Kong kommt unter dem Namen "Donkey Kong Jr." auf den Markt. Nintendo erwirtschaftete sich die Führungsposition im Münzautomatenbusiness. Auf dem Konsolenmarkt wurde das ATARI 2600 vom Spitzenplatz durch das Coleco Vision verdrängt. Etliche Firmen stellten Erweiterungen für die Konsole zu Verfügung. Unter anderem wurde ein Adapter veröffentlicht, mit dem es möglich war, sämtliche ATARI 2600 Games zu spielen. Somit gehörte die Konsole mit über 1000 verfügbaren Titeln zu den quantitativ umfangreichsten Geräten. Genau dieser Aspekt führte auch dazu, dass der Videospielmarkt über Nacht zusammenbrach. Absolute Schrott-Ware führte dazu, dass die Verkäufe in den Keller gingen. Kein Mensch interessierte sich zu dieser Zeit mehr für die "stumpfsinnigen" Videospiele. Von diesem Videospiel-Crash konnte sich die US-Firma ATARI bis auf den heutigen Tag nicht mehr erholen. Doch viele kleine Softwarehersteller schossen zu dieser Zeit wie Pilze aus dem Boden. So gründeten die Stamper-Brüder in England das kleine Unternehmen "Ultimate - Play The Game" (Heute bekannt als "Rare").

1983:


Nintendo brachte das Nintendo Entertainment System in Japan unter dem Namen "Family Computer" auf den quasi zerstörten Videospielmarkt. Nintendo brachte als Launch-Titel der Heimkonsole, sowie auch als Automatenumsetzungen, die Titel "Donkey Kong 3" und "Mario Bros." heraus. In beiden Titeln spielte der bekannte Protagonist aus "Donkey Kong" eine Rolle. Während es sich bei Donkey Kong 3 um eine Fortsetzung der Serie handelte, war Mario Bros. ein neues, eigenständiges Spiel, in dem man sich mit dem aus Donky Kong bekannten Mario hitzige Multiplayer-Duelle liefern konnte. Die Konsole fand sofort Anklang bei den Lizenznehmern, so dass sich das Gerät trotz des ruinierten Rufs der Videospiele auf dem japanischen Markt schnell behaupten konnte. Unter strenger Qualitätskontrolle setzten sich auf dem System fast nur hochwertige Titel durch. Nintendo plante, aufgrund des Erfolges, die Heimkonsole auch in den USA zu veröffentlichen. Zur Produktion wurde auch gleich in Uji-City eine neue Fabrik errichtet. ATARI war von Nintendo‘s Erfolg so begeistert, dass sie Nintendo ein Angebot zum Aufkauf der Firma machten. Nintendo lehnte dieses Angebot allerdings ab. Das britische Jungunternehmen Ultimate produzierten ihr erstes Videospiel. "Jetpac" wurde für die damals populäre Konsole "Sinclar Spectrum" veröffentlicht. 300 000 Exemplare wurden abgesetzt (Das Spiel kann man sich in dem N64-Game "Donkey Kong 64" als Bonus freispielen).

1984:


Trotz des relativ großen Erfolges der 8-Bit-Heimkonsole entwickelte und produzierte Nintendo einen Multiplayer-Automaten. Auf Basis des mit zwei Monitoren ausgestatteten "VS System" wurden unter anderem 2-Player-Spiele wie Mario Bros. veröffentlicht. Basierend auf dem Betriebssystem Basic, verkaufte die Elektronikfirma Commodore den Homecomputer "C64" in Europa mit großem Erfolg. Über eine Million Exemplare des Homecomputers konnten bis Ende der 90er in Europa abgesetzt werden. Volksmündig wurde er in Deutschland auch "Volkscomputer" genannt. Nintendo erlitt in diesem Jahr einige Verluste, da das Konsolengeschäft merklich zurückgegangen war. Doch auf dem Handheldmarkt dominierte Nintendo mit dem Game & Watch weiter die Führungsposition. Um sich finanziell über Wasser zu halten, wurden Mario Bros. und Donkey Kong, die wohl umsatzkräftigsten Spiele, auch für die Homecomputer Spectrum und C64 umgesetzt. Da Nintendo plante, die Heimkonsole NES auch in den Vereinigten Staaten einzuführen, wurde der erfolgreiche Newcomer Shigeru Miyamoto beauftragt, dem Helden Mario ein eigenes Spiel zu widmen.

1985:


Nintendo of America war maßgeblich daran beteiligt, dass der Launch der NES Konsole enorm erfolgreich wurde. Dank der brandneuen Entwicklung "Super Mario Bros." und des Light-Gun-Shooters "Duck Hunt" gestaltete sich der Verkauf der Konsole enorm umsatzkräftig. Auch in Japan nahm die Zahl der Dritthersteller wieder extrem zu. Das revolutionäre Spielkonzept von Super Mario Bros. fand nicht nur viele Nachahmungen, mit ihm wurde auch ein neues Spielgenre geboren, dass "Jump´n´Run". Shigeru Miyamoto gilt seit seinem legendären Hüpfspiel als einer der angesehensten Autoritäten der Industrie. Die USA befand sich seit dem Release des NES in einem regelrechten Videospielrausch. Kinder wurden süchtig, "Experten" fürchteten um eine Volksverdummung. Zur Zeit übernimmt Michail Gorbatschow in der Sowjetunion die Macht, die Folge: Russlands bis auf den heutigen Tag anhaltende Wirtschaftskrise. Nintendo verbesserte außerdem den Service. Über eine Hotline konnten sich wissbegierige Videospieler über Produkte, Bonus-Level, versteckte Items oder Lösungswege informieren. Jene Hotline war die erste Videospiele-Hotline ihrer Art, zunächst nur Japan vorbehalten, kennen wir sie heute in Deutschland unter den Namen "Konsumentenberatung" und "Spiele-Hotline".

1986:


Eine Erweiterung des Nintendo Entertainment Systems wurde vorgestellt. Das auf dem PC-Sektor erfolgreiche, wiederbeschreibbare Diskettenmedium wurde von Nintendo auf die Heimkonsole unter dem Namen "Famicom Disk Drive System" portiert. Entwicklern war es nun möglich neue Strecken, Levels oder Charaktere in ein Spiel günstig zu integrieren. Updates von Spielen, unter anderem auf dem Rollenspielsektor, wurden erfolgreich entgegengenommen. Außerdem war es nun den finanziell schwachen Firmen gestattet, ihre Produkte auf die Konsole umzusetzen, da die Cartridge-Technologie nicht von allen finanzierbar war. Dieses Jahr veröffentlichte das englische Softwarehaus Ultimate ihre NES Exklusivproduktion "Slalom". Dieses Spiel konnte durch seine Pseudo-3D-Grafik begeistern und war das erste Spiel, das Ultimate (später "Rare") für eine Nintendo-Konsole produzierte. Super Mario Bros. hatte sich mittlerweile zu einem weltweiten Mega-Hit entwickelt. Obwohl Miyamoto dienstlich noch für andere Projekte verpflichtet wurde, musste trotzdem ein Nachfolger her, zumindest für Japan. Während der Entwicklung des ersten Teils wurden viele Levels einfach verworfen, sei es aus Qualitätsgründen oder sie waren dem Schwierigkeitsgrad nicht angemessen. Die qualitativ besten "Restlevel" wurden kurzerhand auf einem neuen Modul mit dem Namen "Super Mario Bros. 2: The Lost Levels" in Japan veröffentlicht. Doch dieses Jahr wurde Nintendo‘s Marktmonarchie durch den japanischen Arcade-Spezialisten SEGA ein Strich durch die Rechnung gemacht. SEGA veröffentlichte die mit 3,5Mhz getaktete 8-Bit-Heimkonsole "Master System". Die Konsole war gegenüber dem NES mit nur 1,5Mhz um einiges leistungsfähiger. Es erschienen etliche Zubehörgeräte wie eine 3D-Brille, Light-Gun etc., allerdings konnte das NES mit qualitativ hochwertigerer Software das Master System weit in den Schatten drängen. Nur war dies in Europa nicht der Fall, hier galt das NES lange als "exotisch" und das Master System konnte bis in die frühen 90er die Führungsposition behalten.

1987:


Dieses Jahr war für Nintendo ein besonderes Jahr: Da seit geraumer Zeit der Video- und Computerspielemarkt fast ausschließlich von Textadventures (Marktführer war das europäische Softwarehaus Infocom, unter anderem mit Titeln wie "Zork") und den nicht minder erfolgreichen Arcade-Titeln beherrscht wurde, entwickelte Star-Programmierer Miyamoto ein revolutionäres Konzept. Er verband dabei wichtige Genre-Elemente zu einer neuen Spielidee und würzte es mit einem Hauch Rollenspiel. Unter dem Namen "The Legend Of Zelda" wurde dieses Projekt zu einem der erfolgreichsten Titel des Jahres 1987. Kritiker in aller Welt waren von dem innovativen Action-Adventure-Konzept begeistert. Der folgende Auszug stammt aus einer japanischen Fachzeitschrift im Interview mit Miyamoto über Zelda: "Ich bin als kleiner Junge gerne die endlosen weiten Felder, hinter dem Landhaus meiner Eltern, entlang gelaufen. Dabei stieß ich auf viele verschiedene Tierarten, genau dieses Gefühl versuchte ich auch in der Oberwelt von "The Legend Of Zelda" zu vermitteln". Viele seiner Anhänger finden dieses Gefühl in dem Spiel bestätigt. Das NES entwickelte sich dank des neuen Mega-Sellers zum absoluten Novum unter Japans Videospielveteranen. Nintendo bestieg in Japan auch den Thron als führender Spielzeughersteller. In Europa hingegen hielt Nintendo‘s 8-Bit-Maschine nur in Deutschland auf dem Markt der Videospiele die Führungsposition - die Spanier und Briten griffen lieber zum "erwachseneren" SEGA-System.

1988:


Dieses Jahr war für Nintendo wieder ein besonderes Jahr, welches noch folgenschwere Auswirkung auf die Zukunft des japanisches Unternehmen haben sollte. In Kooperation mit dem Elektronik-Riesen Sony arbeitete Nintendo an einem völlig neuen Videospielsystem. Unter dem Namen "Playstation" kursierten in der Fachpresse Gerüchte über nie da gewesene 16-Bit-Grafiken und dank CD-ROM Technologie enorm aufwändige, interaktive Spielwelten. Erscheinen sollte das als High-End titulierte Gerät voraussichtlich erst Ende 1992. Die Jungs von EAD hingegen konzentrierten sich weiter auf die Fertigstellung des "Zelda"-Nachfolgers. Aufgrund des großen Erfolges der "Super Mario Bros."-Reihe drängten einige Entwickler darauf, Elemente aus dem Klempnerspiel auch in Links zweitem Abenteuer zu verwenden. In Deutschland hingegen erscheint das speziell auf westliche Märkte zugeschnittene "Super Mario Bros. 2", welches programmtechnisch eigentlich auf einem völlig anderen Spiel basiert. Lediglich die Protagonisten des orientalisch angehauchten Nippon-Abenteuers wurden gegen die bekannte Mario-Sippe eingetauscht. Nach einigen grafischen Detailverbesserung veröffentlichte Nintendo das Spiel dann in westlichen Gefilden. Audiovisuell stellt das Spiel zweifelsohne ein erstklassiges NES-Spiel dar. Am Gameplay hingegen schieden sich die Geister. Einige liebten die neuartige Methode, Gegner nicht mehr durch den "Kopfsprung" zu erledigen, sondern durch einen gezielten Wurf mit einer Pflanze etc., für andere 8-Bit-Freunde hingegen stellt das "Super Mario Bros."-Sequel den bisher schlechtesten Teil der späteren Trilogie dar. Im Land der aufgehenden Sonne hingegen herrscht die absolute "Mario-Mania": Mit der Veröffentlichung von "Super Mario Bros. 3" wurde in Japan mehr Umsatz als mit jedem in diesem Jahr erschienenen Kinofilm gemacht. Zudem stellte Mario‘s drittes Abenteuer lange Zeit das am besten verkaufte Videospiel überhaupt dar. Das NES-Spiel protzte mit nie da gewesenen Grafiken und Animationen, sowie einem hervorragendem Soundtrack, gepaart mit dem klassischen Super Mario-Flair. Ohne Zweifel gehört das neunzehnte Jahrhundert mit den zwei Achten zu einem der umsatzträchtigsten Jahre in Nintendo‘s gesamter Firmengeschichte. Allein die 7 Millionen verkauften NES-Geräte in den USA sprechen für sich. In Deutschland wurde der Vertrieb der Nintendo-Konsole von der Firma Bienengräber übernommen, welche durch die hiesige Vermarktung der Game & Watch Handhelds bereits einige Erfahrungen im Videospielbereich gesammelt hatte.

1989:


"Zelda II: The Adventure Of Link" wird auf den Markt gebracht. International erfreute sich der Nachfolger zwar recht ansehnlicher Verkaufszahlen, vielen Fans waren die Jump ‘n‘ Run Passagen allerdings ein Dorn im Auge. Zelda II gilt bis heute als der kurioseste Teil der erfolgreichen Action-Adventure Serie. Zudem war Nintendo dieses Jahr auch Konsolen-unabhängig auf diversen heimischen Flimmerkisten vertreten. Mit der "Super Mario Bros. Super Show" wurde passend zum zuletzt erschienen Mario-Bestseller eine TV-Serie bestehend aus 52 Folgen gestartet. Diese Show stellte sich als origineller Mix aus Real- und Trickfilmen heraus. In den Hauptrollen waren die damalige Wrestling-Größe Captain Lou Albano (Mario) und Danny Wells (Luigi) vertreten. Am Anfang jeder Folge begrüßten die beiden Italo-Klempner stets irgendwelche mehr oder weniger prominenten Gäste und leiteten dann weiter in den Trickfilmpart über. In Deutschland wurde die Serie in den frühen 90er-Jahren auf RTL Plus ausgestrahlt, allerdings wurde sie nach einem Durchlauf wegen schlechter Quoten wieder aus dem Programm genommen. Neben Mario wurde auch dessen "Wohnung" eine eigene TV-Serie gewährt: Dem Nintendo Entertainment System. In "Captain N - The Game Master" wird ein amerikanischer Jugendlicher während einer NES-Session mit "Punch- Out!!" in die Datenströme der digitalen Welt gesogen. Im der virtuellen 8-Bit-Welt verschwunden, begegnete der NES-Freak nun Videospiel-Prominenz at its best: Mega Man, Simon Belmont, Kid Icarus, Link.... Mit einem Zapper und einem Controller an seinem Gürtel haftend, bestand unser junger Protagonist die wildesten Abenteuer. Ohne Frage stellte "Captain N" für jeden NES-Fan das absolute Pflichtprogramm dar. Neben dem TV-Programm widmete sich Nintendo in diesem Jahr auch besonders der Einführung einer neuen Handheld-Konsole: Dem Game Boy! Nach zahllosen Game & Watch Applikationen stellte Big N nun das erste tragbare Videospielsystem mit auswechselbaren Spielmodulen dem Weltmarkt zur Verfügung. Starttitel war unter anderem der Genreklassiker "Tetris", an welchem sich Nintendo die Exklusivrechte gesichert hatte.

1990:


Nintendos R&D-Entwicklungsabteilung arbeitete mit Hochdruck an der Fertigstellung des Famicom-Nachfolgers. Abwärtskompatibilität galt als Selbstverständlichkeit. Ebenso befand sich unter der Federführung Miyamoto‘s bereits ein zugkräftiger "Super Mario"-Titel in Entwicklung. Yamauchi machte aus der Chefetage besonders Druck, da Erzkonkurrent SEGA mit der "Genesis" bzw. "Mega Drive"-Konsole momentan in aller Munde war. Aufgrund einer gescheiterten Allianz mit dem Elektronik-Riesen NEC, welche Nintendo das Turbo Grafx 16 als Famicom-Nachfolger zu Verfügung stellen wollte, produzierte Big N ein vollständig eigenes System. Die Pläne der Abwärtskompatibilität zum NES wurden aus Kostengründen schnell wieder verworfen. Am 21.11.1990 war es dann soweit: Das "Super Famicom" erschien im japanischen Mutterland. Die Spieler waren dem neuen System nicht zuletzt dank "Super Mario World", dem inoffiziellen "Super Mario Bros. 4" sehr aufgeschlossen. Die 16-Bit-Konsole arbeitete in Kooperation mit einer mathematischen Co-CPU, welche sich für das hervorragende Parallax-Scrolling im Mario-Launchtitel verantwortlich zeigt. Mit 32 768 darstellbaren Farben und einer 16-Bit Custom CPU lag das Gerät knapp unter der Leistungsfähigkeit von SEGA’s Mega Drive, was aber dem Spielspass in den SNES-Titeln, wie dem erwähnten "Super Mario World" und Capcom‘s Automatenklassiker "Street Fighter II" aber keinen Abbruch tat. Trotz der neuen Systemeinführung verkaufte sich das klassische Famicom weiterhin hervorragend. Bis 1994 wurden noch Geräte in den japanischen Werken produziert. Das SNES hingegen entwickelte sich mit allein in Japan 40 Millionen verkauften Exemplaren zwar auch zu einem absoluten Systemseller, kam aber nicht ganz an die 60 Millionen NES-Konsolen heran....