DuckTales 2


von Chancell
25.02.2020

"Sie sind geheimnisvoll... doch sie sind supertoll... die Duck Tales...Ouhuoh": Anno 1993, nach zwei Staffeln der insgesamt 100 Folgen umfassenden TV-Serie und einem Kinofilm - trotz unveränderter Popularität des "Micky Maus"-Magazins - sahen sich die Entenhausener zahlreichen neuen Herausforderungen ausgesetzt: Wanderte der 1989 auf dem Höhepunkt des DuckTales-Hypes produzierte NES-Erstling noch 1.67 Millionen mal weltweit über die Ladentheken und repräsentierte gleichzeitig die erfolgreichste NES-Veröffentlichung des Herstellers Capcom, nahm von dem Sequel "DuckTales 2" kaum noch jemand Notiz. Zeitgeschichtlich hatten die meisten Spieler schon zum SNES umgesattelt, Capcom - das 1989er-DuckTales auf dem NES entstand noch In-House in Tokio - werkelte bereits an 16-Bit-Rollenspielen wie "Breath of Fire", beauftragte - ähnlich wie bei dem zeitgleich im Entstehen begriffene "Chip 'n' Dale - Rescue Rangers 2" - das in Osaka ansässige Studio Make Software mit der Entwicklung eines zweiten DuckTales-Titels auf Basis bestehender Assets. Im Frühjahr 1993 in Japan und in den Folgemonaten auch in der westlichen Welt erschien nun knapp zwei Jahre nach dem Release des Super Nintendos mit "DuckTales 2" der Nachfolger zu dem erfolgreichsten Capcom-Disney-Jump 'n' Run auf Nintendos Famicom/NES-System.

"Entenhausen ist in Aufruhr...Duck Tales...Ouhuoh": Helle Aufregung herrscht im Geldspeicher, Tick behelligt seinen Großonkel Dagobert Duck mit einer gefundenen Schatzkarte Fergus McDucks, es gilt eine Reihe von Schätzen zu entdecken. Die klassische Schatzsuche stellt den Aufhänger einer Schnitzeljagd um den Planeten dar, doch Mac Moneysac - Bertels Intimfeind - streckt ebenfalls samt willfähriger Vasallen seinen langen Arm nach den wertvollen Trophäen aus. An der Seite von Quack dem Bruchpiloten - der nach seinem Intermezzo an der Seite "Darkwing Ducks" hier wieder im Dienste Dagoberts fiegen darf - und mit smarter technischer Unterstützung aus den Werkstätten Daniel Düsentriebs kriecht, hüpft und rätselt sich der Fantastilliardär Dagobert hier durch sechs globale Schauplätze. Die Locations lesen sich wie ein Kompendium klassischer Abenteuerschauplätze: Vom berüchtigten Bermuda Dreieck geht es zur versunkenen Insel Mu, von dort in ein verwittertes, schottisches Schloss und an die nordamerikanischen Niagarafälle. Ein wiederkehrender Schauplatz stellt zudem ein abgewracktes Piratenschiff dar. Alle Schauplätze basieren mehr oder weniger auf Mythen der realen Welt bzw. deren Nutzung in der zugrunde liegenden Disney-Fernsehserie: Folge 31 "Das Bermuda-Dreieck" sowie der 1990er-Kinofilm "Jäger der verlorenen Lampe" standen u.a. inhaltlich Pate.

"Spaß und Action, Schlag auf Schlag... Duck Tales... Ouhuoh": Analog zum Prequel steuert der Spieler Dagobert durch die urigen Landschaften, mithilfe seines Stockes kann er nicht nur Vasen zerdeppern, Gegenstände umherziehen oder mit dem Spazierstock den legendären Pogo-Jump vollziehen, ebenfalls gilt es, bestimmte Schalterrätsel zu lösen oder mit einer von Daniel Düsentriebs Erfindungen spezifische Levelpassagen freizuschalten. Umzingelt von wildem Getier, unendlichen Abgründen und umherfiegenden Laternen sammelt der rüstige Multimilliardär Kristalle zwecks weiterem Vermögensaufbau, Torten zur Energiewiederherstellung oder Mini-Dagobert-Puppen zur Erhöhung der Lebensanzahl ein. Brückenkonstruktionen, die jeglicher deutscher DIN-Norm widersprechen, und abenteuerlich kurze Lianen lassen Erinnerungen an Abenteuerfilme der 80er-Jahre aufkommen. Fans des Vorgängers werden sich direkt zuhause fühlen bzw. sich der tendenziell runderen Gesamtlevelgestaltung erfreuen.

Die Reihenfolge der sechs Level ist der Auswahl des Spielers überlassen, selbst ein einmal begonnenes Level kann durch Ansprechen von Quack nochmals unterbrochen werden. Das große Finale gegen Mac Moneysac wird erst nach Auffinden aller Artefakte freigeschaltet. Zumindest scheinbar, denn ob der Widersacher im Rentenalter sich wirklich persönlich dem Kampf Mann gegen Mann bzw. Ente gegen Ente widmet soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Nach jeder absolvierter Quest kann der Spieler zudem über ein Shopsystem Dagoberts hart erkämpftes Vermögen zumindest teilweise in neue Goodies wie Leben, Energie und Continues eintauschen. Profis kommen ohne aus und schaffen das Spiel im höchsten der drei Schwierigkeitsgrade. Sammelt der Spieler alle Trophäen und behält sein Vermögen, wird zudem die vollständige Endsequenz freigeschaltet.

"Alles ist da... ganz wunderbar... es ist Duck Tales...Ouhuoh": Routiniert nutzt Capcom zum Ende des Lebenszyklus des 8-Bitters die technischen und künstlerischen Ressourcen des Erstlings nochmals um darbenden DuckTales- und NES-Enthusiasten ein Abschiedsgeschenk zu präsentieren, das erwartungsgemäß abliefert: Ein rundes Action-Jump 'n' Run um den liebenswerten Geizkragen Dagobert und seinen neunmalklugen Großneffen vom Fähnlein Fieselschweif. Der Disney-Cartoon-Kosmos wird hier gekonnt um die von den amerikanischen Comic-Zeichnern Carl Barks und Don Rosa vertiefte Mythologie - etwa durch die Anspielung auf Fergus McDuck - erweitert und von den Japanern fachkundig an der Vorlage in NES-Software umgesetzt: Keiji Inafune (Mega Man) ist u.a. mit für das künstlerische Design verantwortlich, auf die Ohren gibt es Chiptune-Hymnen aus der Feder Minae Fujiis, sie zeigte sich schon 1991 für die Akustik in Mega Man 4 sowie in TaleSpin auf Nintendos Heimkonsole verantwortlich, während die Gesamtproduktion wie auch schon beim Vorgänger von Tokuro Fujiwara geleitet wurde.

"Keinen gibt's, der sie nicht mag... die Duck Tales... Ouhuoh": Insgesamt dürfen Freunde von NES-Plattformern wie DuckTales, Darkwing Duck und Chip 'n' Dale bei diesem Titel bedenkenlos zugreifen, die Verbindung von Capcoms spieleproduktionstechnischer Brillanz samt des amerikanischen Walt Disney TV-Charmes der ausgehenden 80er bzw. frühen 90er trieben damals auf Nintendos Konsole besondere Stilblüten, die auch Jahre später noch in der ersten Liga der Third-Party-Spiele anzusiedeln sind. Sicherlich wurde hier das Rad nicht neu erfunden, ähnlich wie bei dem Chip 'n' Dale-Sequel bemächtigte man sich des Vorgänger-Fundaments, um zum Ende der Konsolenära für ein relativ überschaubares Budget nochmal einen großen Titel mit etablierter Grundstruktur auf den Markt zu werfen. Gerade für ein jüngeres Spielerpublikum, das nicht über das Budget verfügt, jedem Konsolengenerationssprung auf Anhieb nachzufolgen, lieferte DuckTales 2 nochmals einen familienfreundlichen Titel der letzten NES-Spielegeneration. Das zweite Entenabenteuer ist eine oftmals übersehene Perle, die angesichts großflächig animierter Sprites, einer fernsehwürdigen Präsentationen und abwechslungsreichen Melodien an einen heruntergebrochenen 16-Bit-Titel erinnert und durch seine zeitlosen Hüpfspiel-Mechanismen, und Schwierigkeitsgrad-Selektion auch trotz des kapp bemessenen Umfangs (Profis spielen das Spiel in einer Stunde durch) auch heute noch ein abenteuerliches Quest offeriert.

Wertung


8/10

Kommentare



Chancell
DuckTales 2 ist charmant präsentiert und lässt sich launig spielen: Das leichtherzige Flair gepaart mit dudeligen Ohrwürmern zaubern auch Jahrzehnte später noch ein heimeliges Gefühl in entsprechend dispositionierte Spielerherzen. Die abenteuerliche Zeichentrickserie an den exotischen Schauplätzen, die tollen MC-Kassetten und die Disney-Comics konnten mich in den 90ern ebenfalls begeistern. Lediglich der Umfang des Spiels könnte größer sein, doch mehrere Enden laden zur verschiedenen Durchspielvarianten ein, DuckTales 2 ist neben Kirby's Adventure das beste klassisch angehauchte Jump 'n' Run der letzten NES-Game-Generation! Pogo-Jump!



Yamato
DuckTales 2 ist eine gelungene Fortsetzung, die sich Fans des Erstlings keinesfalls entgehen lassen sollten. Im Gegensatz zum Vorgänger warten hier mehr Level-Abzweigungen, mehr versteckte Schatzkisten und interessante Pogo-Stab-Upgrades auf euch, welche euch das Erreichen neuer Spielabschnitte ermöglichen. Seinerzeit kam mir DuckTales 2 deshalb immer um einiges umfangreicher vor als das Serien-Debüt. Wer das Spiel mehrmals durchspielt, bemerkt jedoch schnell, wie kurz auch DuckTales 2 eigentlich ist. Sofern man denn weiß, wo die Secrets versteckt sind. Nicht anders als der Vorgänger lädt sodann auch DuckTales 2 immer mal wieder zu einer kurzweiligen Durchzock-Session ein.